Boots on the Ground? USA nach neuem IS-Enthauptungsvideo unter Zugzwang
Die USA haben die Echtheit des von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verbreiteten Videos bestätigt, das die Ermordung einer fünften westlichen Geisel zeigt. Präsident Barack Obama verurteilte die Enthauptung des US-Bürgers Peter Kassig in starken Worten und sprach der Familie sein Beileid aus.
Der aus Indianapolis (Indiana) stammende Entwicklungshelfer habe einen "unzähmbaren Geist des Guten und der Ausdauer" in sich getragen, erklärte Obama auf seiner Rückreise vom G-20-Gipfel in Australien. Wie die zuvor vom IS enthaupteten Amerikaner Jim Foley und Steven Sotloff stehe sein Wirken in starkem Kontrast zu allem, wofür die Sunnitenmiliz stehe.
Brutales Machtgebaren im Netz
Es ist vor allem ein brutales Machtgebaren, mit dem sich die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) inszeniert. Am Sonntag tauchte ein neues Propagandavideo im Internet auf. Es zeigt zunächst die Enthauptung syrischer Soldaten. Dann verkündet ein vermummter Dschihadist mit britischem Akzent und in englischer Sprache, dass dem verschleppten US-Entwicklungshelfer Peter Kassig dasselbe widerfahren sei.
Der 26-jährige US-Bürger und früherer Elitesoldat hatte sich zum Zeitpunkt seiner Entführung am 1. Oktober 2013 an Hilfsprojekten für Syrien beteiligt. Nach Informationen des Nachrichtensenders CNN war er während seiner Gefangenschaft zum Islam übergetreten. Seine Eltern baten am Sonntag über den Kurznachrichtendienst Twitter alle Medien, keine Fotos oder Videos der Geiselnehmer zu veröffentlichen, da dies den Entführern in die Hände spiele. "Wir ziehen es vor, wenn an die wichtige Arbeit unseres Sohnes erinnert wird, an die Liebe, die er mit Freunden und Familie teilt." Die Veröffentlichungen der Geiselnehmer hingegen seien zur Manipulation der Amerikaner gedacht und zur Förderung der Ziele der Entführer.
Hinrichtungen, Enthauptungen, Steinigungen
Es ist neben den militärischen Erfolgen vor allem solche Propaganda, mit der die Dschihadisten weltweit um Anhänger werben. Erst vor zwei Wochen bescheinigten die Vereinten Nationen dem IS einen nie dagewesenen Zulauf von Kämpfern aus dem Ausland. Von 15.000 Männern und Frauen aus anderen Ländern war die Rede, die sich entweder dem IS oder anderen Extremisten im Irak und in Syrien angeschlossen hätten. Dem Verfassungsschutz zufolge sind bisher nachweislich 450 vor allem junge Menschen aus Deutschland in die Unruheregion gezogen. Eine unabhängige Untersuchungskommission stellte in einem Bericht für den UN-Menschenrechtsrat fest, dass viele der neuen Unterstützer von den weit verbreiteten Bildern von Hinrichtungen, Enthauptungen und Steinigungen beeinflusst worden seien.
Der IS wollte von Anfang an keine Kaderorganisation sein, sondern hat die Gründung eines Staates und die Werbung möglichst vieler Mitglieder schon lange geplant. Die Dschihadisten nutzten den Bürgerkrieg in Syrien und die Unruhen im Irak aus, um ihre Macht zu vergrößern. Während alle anderen bewaffneten Gruppen gegen die jeweiligen Regierungen in Damaskus und Bagdad kämpften, machten sie sich an den Aufbau des "Kalifats".
In dem aktuellen Expertenbericht für den UN-Menschenrechtsrat heißt es, die Bildung eines Staatswesens sei für die Dschihadisten oberste Priorität gewesen. Dafür hätten die Dschihadisten Andersdenkende systematisch unterdrückt, lokale Führer ins Visier genommen und bewaffnete Kämpfe mit anderen, zum Teil ebenfalls radikal-islamischen Gruppen provoziert. In ihren Hochburgen habe die Gruppe ihre militärische Kontrolle und Kapitalkraft gefestigt.
Wirklich stark wurde die IS-Miliz nach Eroberung der Millionenstadt Mossul am 10. Juni und zu Zeiten der Gründung des "Kalifats" in den eroberten Gebieten in Syrien und im Irak etwa zwei Wochen später. Die Gruppe hat in jener Zeit auch mehr und mehr Öl-und Gasfelder unter ihre Kontrolle gebracht. Das Verwaltungssystem der Extremisten - etwa in ihrer Hochburg Raqqa - beschreiben die UN-Rechercheure als primitiv, aber rigide.
Boots on the Ground?
Im aktuellen Video reagieren die Dschihadisten womöglich auf die US-Pläne, eine neue Phase zur Niederschlagung der IS-Miliz einzuleiten. Ein vermummter Dschihadist richtet eine Botschaft an US-Präsident Barak Obama, in der er sagt, dass Kassig US-Soldat gewesen sei und den US-Truppen ähnliches widerfahren werde. Zuvor hatten die Extremisten bereits die beiden Amerikaner Jim Foley und Steven Sotloff sowie die Briten David Haines und Alan Henning ermordet. Foley war im August knapp zwei Wochen nach Beginn der von den USA angeführten internationalen Luftschläge gegen den IS im Irak getötet worden.
(APA/DPA/Red.)