US-Wahl

Politberater Frum: „Wenn Trump Erfolg hat, versinken wir im Chaos“

David Frum, ehemaliger Redenschreiber von George W. Bush und überzeugter Trump-Gegner, über Migration, einen neuen Bürgerkrieg und die Zukunft der Republikanischen Partei.

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Ein Attentat und ein Attentatsversuch auf Donald Trump, ein amtierender Präsident Joe Biden, der seinen Verzicht auf eine weitere Kandidatur auf Social Media verkündet, der rasante Aufstieg seiner Vizepräsidentin Kamala Harris – ist das nicht ein komplett verrückter Präsidentschaftswahlkampf?

David Frum

Es ist viel passiert, nüchtern betrachtet aber auch nicht. Was immer noch stimmt: Donald Trump wird von etwa 46 Prozent der amerikanischen Wählerschaft unterstützt. Das war bei den Präsidentschaftswahlen von 2016 und 2020 der Fall, und das ist mehr oder weniger der Anteil, den er 2024 erreichen wird.

Donald Trump hat lange in den Umfragen zu den Präsidentschaftswahlen geführt.

Frum

Aber nur, weil die gegnerische Seite nicht überzeugt von Joe Biden und intern zerstritten war. Jetzt, wo Biden aus dem Rennen ist, hat sich die andere Hälfte des Landes – und das ist die Mehrheit der Amerikaner – hinter Kamala Harris vereint. Trumps Strategie bestand immer darin, die Demokraten zu demoralisieren, damit möglichst viele ihrer Wähler nicht zu den Urnen gehen. Im Jahr 2016 hat das funktioniert. 2020 scheiterte die Strategie, und 2024 wird sie durch die Kandidatur von Kamala Harris voraussichtlich wieder scheitern.

Viele fragen sich ja, wie es überhaupt möglich ist, dass so viele Amerikaner immer noch hinter Donald Trump stehen, der nachweislich andauernd Unwahrheiten verbreitet und für politische Instabilität steht.

Frum

Die europäischen Medien neigen dazu, Donald Trumps Stärke überzubewerten, weil sie durch die Intensität seiner Wählerbasis glauben, dass diese Leute die Mehrheit im Land ausmachen. Donald Trumps treue Wählerschaft, die MAGA-Bewegung, macht vielleicht 20 Prozent der Amerikaner aus. Es gibt weitere 25 Prozent in Amerika, die da irgendwie mitmachen, aber das hat zusammen nie mehr als 46 Prozent ergeben.

Kamala Harris galt lange als uncharismatische und rhetorisch schwache Kandidatin. Viele wissen auch nach mehreren Interviews und Reden nicht so ganz, wofür sie eigentlich steht. Was ist Ihr Eindruck von der möglicherweise ersten Präsidentin der USA?

Gunther Müller

Freier Journalist