Prohibition à la française
Für die Welt sind sie nur Zigarettenmarken, in Frankreich sind sie Ikonen: Der Sänger Serge Gainsbourg ("Je t’aime, moi non plus“) soll fünf Päckchen filterlose Gitanes am Tag geraucht haben. Während des Zweiten Weltkrieges galt es als patriotisch, Gauloises zu pofeln. Nun könnten diese - und ein paar weitere - Marken verboten werden.
Der französischen Gesundheitsministerin Marisol Touraine sind sie zu cool. Genauso wie Vogue, Lucky Strike oder Marlboro Gold. Die 57-Jährige stützt sich auf eine EU-Richtlinie: Demnach sollen Tabakwaren weder als jugendlich, vital noch schick beworben werden dürfen. Bereits im Mai hatte die französische Regierung einige Tabakhersteller aufgefordert, ihre Zigaretten in neutralerer Verpackung anzubieten. Ein Affront: Gerade die Logos von Gauloises und Gitanes gelten in Frankreich als Symbole der Nation und ihrer Helden.
Schreiben an Premierminister
Die Zigarettenproduzenten versuchen nun, den Bann in letzter Sekunde zu verhindern: Sie wandten sich mit einem Schreiben an Premierminister Manuel Valls: Die EU-Richtlinie würde viel zu rigoros und auch willkürlich ausgelegt. Man wolle außerdem wissen, wer genau im Detail unter welchen Umständen von einem Verbot betroffen wäre, um sich besser dagegen wehren zu können.
Fest steht: Die französische Politik kämpft immer verbissener gegen Raucher. 13 Millionen Franzosen greifen laut Schätzungen zur Zigarette, ein Viertel von ihnen ist unter 15 Jahre alt (eine der höchsten Quoten in Europa). 78.000 Menschen sollen jedes Jahr an den Folgen sterben. So viel wie bei "einem täglichen Flugzeugabsturz mit 200 Personen an Bord“, sagt Ministerin Touraine.
Im September wird daher im Parlament über weitere Regeln zur Tabakbeschränkung abgestimmt, ein Gesetzesentwurf der sozialistischen Regierung liegt bereits vor. Auch Werbungen für E-Zigaretten sollen dann der Vergangenheit angehören. Verboten wäre zudem das Rauchen auf Spielplätzen und in Parks sowie in Autos, in denen Kinder sitzen, die jünger als zwölf Jahre sind.