EU-Wahl 2024

Rechtsruck in Europa: Vom Keller in den Salon

Rechte und Rechtspopulisten regieren in beinahe jedem dritten EU-Land. Wie kam es zum Aufstieg der Rechten – und was wollen sie?

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Im November vergangenen Jahres erlebten die Niederlande einen Schock. Nicht nur hatte mit Geert Wilders ein wegen Beleidigung verurteilter Rechtspopulist die Parlamentswahlen gewonnen. Überraschend war vor allem, wie deutlich sein Sieg ausfiel. Wilders’ „Partei für die Freiheit“ (PVV) konnte 23,6 Prozent der Stimmen für sich gewinnen. Auf dem zweiten Platz lag das linke Wahlbündnis des Sozialdemokraten Frans Timmermans – weit abgeschlagen mit 15,7 Prozent.

Die neue Regierung in den Haag steht seit vergangenem Dienstag. Zu Wilders’ Partnern gehören neben der rechtskonservativen NSC und der rechtspopulistischen Bauernpartei auch die rechtsliberale VVD von Ex-Premier Mark Rutte.

Die viel beschworene Brandmauer ist damit auch in den Niederlanden gefallen. In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg galt das Versprechen etablierter Parteien, sich nicht mit der extremen Rechten einzulassen. Das erste Mal gebrochen wurde es in Österreich: Im Februar 2000 einigte sich die ÖVP von Wolfgang Schüssel auf eine Koalition mit Jörg Haiders FPÖ. Im Rest der EU sorgte das damals für Empörung. Doch diese Zeiten sind vorbei. Rechte und Rechtspopulisten sind längst salonfähig geworden.

Siobhán Geets

Siobhán Geets

ist seit 2020 im Außenpolitik-Ressort.