„profil“-Redakteur Martin Staudinger erhält renommierten Riehl-Heyse-Preis der „Süddeutschen Zeitung“
Der renommierte Herbert-Riehl-Heyse-Preis, der alle zwei Jahre von der „Süddeutschen Zeitung“ vergeben wird, geht heuer an „profil“-Redakteur Martin Staudinger – und damit zum ersten Mal an einen österreichischen Journalisten. Ausgezeichnet wird Staudinger für seinen 2017 erschienenen Text „In vier Schritten zur Alleinherrschaft“: einen ironisch gebrochenen Ratgeber für Möchtegern-Diktatoren, der die Methoden offenlegt, mit denen Politiker wie Jaroslaw Kaczyński, Viktor Orbán und Recep Tayyip Erdoğan ihre Macht festigen.
„Amüsant und zugleich erschütternd“
Der preisgekrönte Text sei eine „fulminante und präzise politische Analyse ganz in der Tradition von Herbert Riehl-Heyse, der bis zu seinem Tod im Jahr 2003 die ‚Süddeutsche Zeitung‘ mitprägte“, so die hochkarätig besetzte Jury. Staudinger habe auf großartige Weise gezeigt, dass kritische Journalisten, die ihr Handwerk verstehen, sogar über angehende Autokraten mit Humor schreiben können – „amüsant und zugleich erschütternd“.
Die Juroren hoben zudem hervor, dass Staudingers Ausführungen über den Machthunger Einzelner und die misslichen, ja schrecklichen Folgen für die Bürger „gesättigt mit eigener Anschauung und präziser Information“ seien und vielfach aus eigener Anschauung stammten: in den vergangenen Jahren hatte der „profil“-Redakteur unter anderem aus Kriegs- und Krisengebieten wie Afghanistan, Syrien, Libyen, Venezuela, Tschad, dem Kongo und der Ukraine berichtet.
Auszeichnung als Warnung
Die bisherigen Preisträger waren Stefan Geiger („Stuttgarter Zeitung“), Stephan Lebert und Stefan Willeke („Die Zeit“), Kerstin Kohlenberg und Wolfgang Uchatius („Die Zeit“), Gerhard Stadelmaier („Frankfurter Allgemeine Zeitung“), Hans Holzhaider („Süddeutsche Zeitung“), Anne Kunze („Die Zeit“) und zuletzt Stefan Berg („Der Spiegel“).
„profil“-Herausgeber Christian Rainer betont: „Ich verstehe dieses Auszeichnung eines fulminanten Textes von einem der besten Schreiber des deutschen Sprachraums auch als eine Warnung. Es ist eine Warnung, die aus einem Land kommt, das länger als die meisten europäischen Staaten mit einem Populismus kämpft, der mit demokratischen Mitteln undemokratische Vorgänge in Bewegung zu setzen versucht.“