Republikaner versus Unionisten: 100 Jahre Nordirland in Bildern
Im nordirischen Konflikt stehen einander katholische Republikaner, die für eine Wiedervereinigung mit Irland kämpfen, und protestantische Unionisten, die bei der britischen Krone bleiben wollen, gegenüber.
In der Nacht auf den 8. April dieses Jahres wird die Friedensmauer durchbrochen. Jugendliche auf der protestantischen Seite fahren so lange gegen das Konstrukt aus Beton, Wellblech und Stacheldraht, bis das Tor nachgibt. Doch durch das Tor zu gehen wagt niemand. Die meisten Jugendlichen waren noch nie auf der anderen Seite.
Nordirlands Bevölkerungsgruppen stehen einander nach wie vor skeptisch bis feindselig gegenüber. Auf dem in der Nacht auf den 8. April aufgebrochenen Eisentor prangt ein Zitat von Benjamin Franklin aus dem Jahr 1783: "Es gab nie einen guten Krieg oder einen schlechten Frieden." Dem widersprechen viele. Für Loyalisten leitete das Karfreitagsabkommen von 1998 die schlechteste Phase der Geschichte ihres Landes ein: Sie sehen sich als Verlierer des Friedensprozesses.
Das geht seit 100 Jahren so. Immer stehen sich dieselben Gruppen gegenüber: katholische Nationalisten, die den Norden mit der Republik vereinen wollen, und protestantische Unionisten, die am Bund mit London festhalten.
Die Auseinandersetzung eskalierte mit dem Nordirlandkonflikt, der ab 1968 mehr als 3500 Menschen das Leben kostete. Ihren blutigen Höhepunkt erreichen die "Troubles" am "Blutsonntag" 1972, als britische Fallschirmspringer 14 unbewaffnete Katholiken töten.
Mit dem Karfreitagsabkommen von 1998 fand die Gewalt ein Ende. Im neuen Regionalparlament Stormont teilen sich Katholiken und Protestanten fortan die Macht. Die Unterstützung für das Karfreitagsabkommen war zunächst groß. Die Bevölkerung war kriegsmüde und US-Investitionen versprachen den ersehnten Wirtschaftsaufschwung. Doch die weltweite Finanzkrise 2008 verschärfte die wirtschaftlichen Probleme: Es setzte eine Massenarbeitslosigkeit unter Protestanten ein.
Als das Vereinigte Königreich am 23. Juni 2016 für den Brexit stimmt, spricht sich Nordirland mehrheitlich für den Verbleib in der EU aus. Die einzige Landgrenze zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich verläuft durch Irland. Anders als Großbritannien bleibt Nordirland Teil des EU-Binnenmarkts.