Schwarzenberg: "Sein Erfolg ist Kurz zu Kopf gestiegen“

Karel Schwarzenberg kritisiert mangelndes Interesse von Kurz für mitteleuropäische Nachbarn.

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In einem Interview in der aktuellen profil-Ausgabe kritisiert der frühere tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg seinen österreichischen Amtskollegen Sebastian Kurz: „Er hat sehr vielversprechend begonnen. Aber dann ist ihm sein Erfolg doch etwas zu Kopf gestiegen.“ Kurz stütze sich „auf einen viel zu kleinen, geschlossenen Kreis an Beratern“. Dies sei ein „wesentlicher Fehler“ von Kurz, vor dem er ihn persönlich gewarnt habe. „An seiner Stelle würde ich mir die erfahrensten Diplomaten, selbst aus der Pension, holen“, so Schwarzenberg.

"Wir laufen offenbar unter Tschuschen"

Im Wiener Außenministerium sei man an guten Kontakten zur Visegrad-Gruppe (Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn) gar nicht interessiert. So seien vereinbarte Treffen von Politikern an der Grenze mit Tschechien stets von Wien aus abgesagt worden. Laut Schwarzenberg hieß es dazu im Außenministerium in Wien: „Wir reden lieber mit den Niederländern oder Belgiern, weil die Tschechen sind ja keine richtigen Partner für uns“, klagt der ehemalige tschechische Außenminister im profil-Interview. „Wir laufen offenbar unter Tschuschen oder sonstiges Volk.“

Enttäuscht zeigte er sich auch von Bundeskanzler Werner Faymann. Dieser habe den Nachbarn mit Kürzungen der EU-Förderungen gedroht und dabei außer Acht gelassen, dass wegen eines Österreichers, Adolf Hitler, die mitteleuropäischen Nachbarn 50 Jahre unter sowjetischer Herrschaft leben mussten. „Daher empfand ich die Forderungen von Faymann als sehr merkwürdig und nicht vom nachbarschaftlichen Geist getragen. Und Herr Kurz hat sich dazu leider nicht zu Wort gemeldet“, so Schwarzenberg.