Schweden: Suche nach "Phantom-U-Boot" geht weiter
Beweise, dass sich tatsächlich ein ausländisches U-Boot mit Besatzung unerlaubt in den schwedischen Gewässern aufhält, gibt es aber nicht. Dennoch schreiben die schwedischen Medien von einer U-Boot-Jagd und vermuten, dass die Russen dahinter stecken. Russlands Präsident Wladimir Putin zeigt seit Beginn der Ukraine-Krise seine Muskeln, wo er nur kann. In der Arktis baut er Militärbasen, russische Jagdflieger verletzen immer wieder den finnischen und den schwedischen Luftraum. Warum sollten es nicht die Russen sein, die die schwedische Küste ausspionieren?
Gerüchte in Medien
Den Nährboden für diese Theorie lieferte am Samstag das "Svenska Dagbladet", als es berichtete, die Überwachung habe zwei Funksprüche aufgefangen, die an eine Militärstation in Kaliningrad gerichtet waren. Einer soll verschlüsselt gewesen sein, der andere war angeblich ein Notruf in russischer Sprache. Das schwedische Militär bestritt immer, dass es solch einen SOS-Ruf mitgehört habe, doch die Medien nahmen die Geschichte zum Anlass, neue Hinweise zu suchen.
Ein russischer Öltanker mit liberischer Flagge, der zur Zeit des angeblichen Notrufs in der See vor der schwedischen Küste kreuzte, wurde als Mutterschiff des U-Boots verdächtigt. Selbst nachdem der Eigner am Montag mitteilte, der Tanker sei keineswegs ein Spionageschiff, sondern warte lediglich auf seinen Ladebescheid, ließen die Medien nicht locker. Ein schwarz gekleideter Mann, der auf den Felsen an der Küste fotografiert wurde, geriet in Verdacht, mit dem mysteriösen U-Boot in Zusammenhang zu stehen. Er entpuppte sich als Fischer, der an diesen Tag leider leer ausgegangen war.
Nach fünf Tagen Suche wurde die Marine am Dienstag schließlich fündig. In der Bucht Ingaröfjärden zogen die Einsatzkräfte einen russischen Sender aus dem Wasser, schrieben Journalisten. Ist das nun der Beweis, dass die Russen die Schweden ausspionieren? Oberbefehlshaber Sverker Göranson stellte klar: "Das war nur eine Boje."
Erinnerungen an den Kalten Krieg
Dass die schwedischen Medien so gerne die Theorie vom bösen Russen glauben wollen, ist erklärlich. In den 80er-Jahren waren die Spannungen zwischen Schweden und der Sowjetunion enorm. Nachdem 1981 ein russisches U-Boot in den Stockholmer Schären auf Grund lief, kam die Furcht auf, die Sowjets könnten eine Invasion planen. In den folgenden Jahren wurden der schwedischen Marine 6.000 Observationen fremder U-Boote gemeldet, nur neun davon konnten als Hoheitsverletzungen nachgewiesen werden. Im Jahr 2000 räumte der frühere US-Verteidigungsminister Caspar Weinberger ein, dass NATO-U-Boote in schwedischen Gewässern operiert hatten.
Dennoch traut man den Russen nicht über den Weg. Der gerade abgetretene Außenminister Carl Bildt war sehr offen mit seiner Kritik an der russische Annexion der Krim. Auch die neue Regierung unter dem Sozialdemokraten Stefan Löfven streckt Putin nicht gerade die offene Hand entgegen. Schweden werde zwar auch unter seiner Führung der NATO nicht beitreten, sagte er am Dienstag. Man werde aber eine enge Zusammenarbeit mit dem Militärbündnis pflegen.
Die Russen selbst versuchen, den ganzen Vorfall ins Lächerliche zu ziehen. Am Montag sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, es handle sich um ein niederländisches U-Boot, das die schwedische Sicherheit bedrohe. Die Niederländer wiesen das zurück. Klar ist nur, dass sich die schwedische Regierung provoziert fühlt. Verteidigungsminister Peter Hultqvist erklärte, dass Schweden reagiere, sei ein wichtiges Signal ans Ausland.
(APA/Red.)