She's got it: Frauen in US-Städten verdienen erstmals mehr als Männer
Die schlechte Nachricht zuerst: Der Gender-Pay-Gap, also der Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Brutto-Stundenlohn von Frauen und Männern, ist auch im 21. Jahrhundert nicht überwunden. Vollzeit arbeitende Frauen verdienen nach wie vor weniger als Männer, selbst wenn sie in derselben Branche arbeiten.
Das gilt auch für die USA, wo das Lohngefälle in den vergangenen 15 Jahren relativ konstant geblieben ist: Im Jahr 2019 machte das Medianeinkommen Vollzeit arbeitender Frauen 82 Prozent von jenem der Männer aus. Frauen müssten also ganze 42 Tage mehr arbeiten, um zum Gehalt der Männer aufzuschließen.
Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Bei jungen Frauen fällt das Ungleichgewicht bei den Löhnen deutlich geringer aus. Im Alter von 25 bis 34 Jahren verdienen sie landesweit im Schnitt 93 Prozent des Gehalts ihrer männlichen Kollegen. Mehr als aufgeholt haben junge Frauen in etlichen Ballungszentren. Wie aus einer Studie des Pew Research Center mit Sitz in Washington hervorgeht, verdienen Frauen unter 30 Jahren in 22 von 250 städtischen Gebieten der USA gleich viel oder sogar mehr als ihre männlichen Kollegen. Das gilt für immerhin 16 Prozent aller Vollzeit arbeitenden Frauen unter 30 Jahren.
Am meisten verdienen junge Frauen im Vergleich zu Männern etwa in den Metropolen New York, Washington D.C. und Los Angeles. In New York und Washington bekamen sie im Jahr 2019 im Schnitt rund 102 Prozent von dem, was ihre männlichen Altersgenossen verdienten, in Los Angeles war es immerhin gleich viel. In weiteren 107 städtischen Gebieten machten die Gehälter junger Frauen im Jahr 2019 zwischen 90 und 99 Prozent ihrer Kollegen aus. Dort leben mit 47 Prozent fast die Hälfte der jungen Vollzeitangestellten. Zum Vergleich: In den vier Städten, wo junge Frauen nur zwischen 67 und 69 Prozent verdienten, lebten gerade einmal 0,3 Prozent der jungen Arbeitnehmerinnen. Am größten ist die Geschlechterkluft bei den Löhnen im städtischen Milieu in den Ballungszentren des Mittleren Westens.
Bei der Frage, wie es überhaupt zu diesen Einkommensunterschieden kommt, werden unterschiedliche Faktoren herangezogen, darunter Ausbildungsgrad, Karriereunterbrechungen und die Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen. Ausschlaggebend ist auch, dass sogenannte Frauenberufe (Pflege, Kinderbetreuung etc.) geringer entlohnt werden, während Männer häufiger in prestigeträchtigere Branchen streben. Das dürfte sich nun, zumindest unter jungen urbanen Amerikanerinnen, langsam ändern.
Und in Österreich? Hier ist der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen besonders hoch. Im Jahr 2020 lag er bei 18,9 Prozent (EU-27: 13 Prozent; USA: 18 Prozent). Doch auch hier gibt es einen Unterschied zwischen Stadt und Land: In Wien macht der Einkommensunterschied "nur" 12,8 Prozent aus.