Frauen protestieren gegen die jüngsten Massaker an Alawiten 
Nahost

Syrien: Der Vater lag tot vor dem Haus

Ein Alawit schildert die Massaker, die vergangene Woche in Syrien verübt wurden. Hat das Land noch eine Chance, ein funktionierender Staat zu werden?

Drucken

Schriftgröße

Der 45 Jahre alte Mann am Telefon hat Angst, mit seinem richtigen Namen und dem seines Wohnortes in einer Zeitung genannt zu werden. Er wählt als Pseudonym „Mohammed“ und erzählt dann, was in den vergangenen Tagen in seinem Dorf und in anderen Teilen des syrischen Gouvernements Latakia geschehen ist. Für Mohammed ist es eine persönliche Tragödie, für sein Dorf eine tiefe Wunde, aber was bedeutet es für Syrien?

Am Donnerstag der vergangenen Woche tauchen in Mohammeds Dorf Fahrzeuge auf, in denen bärtige, bewaffnete Männer in Zivilkleidung sitzen. Die Bewohner wissen, um wen es sich handelt: Islamisten, die nur wenige Kilometer entfernt leben. Mohammed bezeichnet sie nur als „die Gruppe“, und er sagt, diese stehe mit dem Regime des neuen syrischen Machthabers Ahmed al-Scharaa in Verbindung.

Es ist ein Überfall. Die Männer des Dorfes flüchten in die nahe gelegenen Wälder. Frauen, Kinder und Alte bleiben zurück. Ihnen werde nichts zustoßen, so die Hoffnung.

Robert Treichler

Robert Treichler

Ressortleitung Ausland, stellvertretender Chefredakteur