Timeline: Der Fall Khashoggi im Überblick

Der saudische Journalist Jamal Khashoggi wurde im Istanbuler Generalkonsulat seines Landes getötet. Ein 15-köpfiges Spezialkommando aus Saudi Arabien soll ihn ermordet haben. Viele angebliche Einzelheiten kursieren zu dem Fall. Doch was genau geschah in dem Gebäude? Diese Frage ist bisher noch nicht beantwortet worden.

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Der 59-jährige Jamal Khashoggi (Alternative Schreibweise: Dschamal Chaschukdschi) ging vor mehr als einem Jahr aus Angst vor politischer Verfolgung ins US-Exil. Dort schrieb er unter anderem Artikel für die "Washington Post", die er mit Jamal Kashoggi zeichnete. Der Journalist begrüßte zwar grundsätzlich die Reformen des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, kritisierte aber dessen zunehmend autoritäre Herrschaft.

28. September: Ein Behördengang

Jamal Khashoggi besucht das saudische Konsulat in Istanbul, um ein Dokument abzuholen, das er braucht, um seine türkische Verlobte, Hatice Cengiz, zu heiraten. Ihm wird mitgeteilt, dass er noch einmal vorbeikommen soll. Er vereinbart einen zweiten Termin für den 2. Oktober und verbringt das Wochenende in London.

2. Oktober: Das Verschwinden

Die türkischen Mitarbeiter werden vom Konsulat angewiesen, zu Hause zu bleiben. In Istanbul landete schon am Vortag ein Spezialkommando aus Riad, nun zwei weitere. Zum 15-köpfigen Team gehören angeblich auch ein saudischer Geheimdienstmitarbeiter und ein Gerichtsmediziner. Khashoggi und seine Verlobte kommen erneut zum Konsulat. Cengiz wartet mit Khashoggis Handys vor dem Konsulat, um im Falle seines Verschwindens Hilfe zu rufen, wie es ihr Khashoggi zuvor gesagt hat. Khashoggi geht um 13:14 in das Gebäude. Um ca. 16 Uhr verlassen sechs Autos mit saudischen Beamten und Geheimdienstmitarbeitern das Gelände. Zwei weitere fahren vom Konsulat zum Haus des Konsuls. Als Khashoggi nach Stunden noch immer nicht zurückgekehrt ist, ruft seine Verlobte die Polizei.

3. Oktober: Erste Berichte

Am Tag seiner Hochzeit bleibt Khashoggi weiterhin verschwunden. Nachdem sie mit Cengiz und einem nicht genannten Freund spricht, berichtet die Nachrichtenagentur "Reuters" über sein Verschwinden. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman bietet den türkischen Behörden an, das Konsulat zu durchsuchen: "Wir haben nichts zu verstecken".

4.-8. Oktober: Dementi

Saudi Arabien distanziert sich vom Verschwinden oder gar der Tötung Khashoggis im Konsulat. Offizielle Vertreter behaupten, dass er das Konsulat über einen Hintereingang verlassen habe, legen jedoch keine Beweise vor. Türkische Vertreter sprechen mit Reuters und der Washington Post: Khashoggi soll im Konsulat ermordet worden sein. Auch sie legen keine Beweise vor.

9. -10. Oktober: Fehlende Überwachungsvideos

Sowohl der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan als auch Khashoggis Verlobte fordern die Veröffentlichung des Materials der Überwachungskameras im Konsulat.

Nachdem kein Material aus dem Konsulat auftaucht, gehen die türkischen Ermittler aber davon aus, dass es außer Landes gebracht wurde.

11. Oktober: Trump zurückhaltend

US-Präsident Donald Trump weigert sich in einem Gespräch mit Reportern, Waffenlieferungen an Saudi Arabien aufgrund des Vorfalls einzustellen. Er betont, dass der Journalist Khashoggi kein US-Bürger gewesen sei und der Vorfall in der Türkei stattgefunden habe.

12. - 13. Oktober: Aufnahmen des Mordes

Laut der Washington Post existieren Ton- und Videoaufnahmen, die belegen sollen, dass Khashoggi im saudischen Konsulat ermordet wurde. Das Blatt, für das Khashoggi in der Vergangenheit selbst schrieb, beruft sich dabei auf Informationen türkischer und amerikanischer Offizieller. Demnach scheut die türkische Seite eine Veröffentlichung der Aufnahmen, um nicht zu offenbaren, wie Einrichtungen ausländischer Staaten in der Türkei ausspioniert werden.

Die türkischen Zeitungen "Milliyet" und "Sözcü" berichten, Khashoggis Smartwatch habe eine Auseinandersetzung im Konsulat aufgezeichnet, die an sein Handy gesendet worden sei, das er seiner vor dem Gebäude wartenden Verlobten gegeben hatte. Die türkische Regierung hält sich mit direkten Vorwürfen an Saudi-Arabien zurück, doch veröffentlichen türkische Medien täglich neue Details aus den Polizeiermittlungen.

Es handle sich um "Lügen" und "unbegründete Vorwürfe", die gegen die saudi-arabische Regierung gerichtet seien, teilt der Innenminister des Landes, Prinz Abdulaziz bin Saud bin Naif mit.

15. Oktober: Frische Farbe

Ein Video des Senders "Al-Jazeera" zeigt, wie eine Putzkolonne mit vielen Materialien das Konsulat betritt. Türkische Vertreter untersuchen das Konsulat neun Stunden lang und bemerken frisch gestrichene Wände.

16. Oktober: Trump bleibt unentschlossen

Der US-Sender "CNN" berichtet, dass Khashoggis Leiche noch im Konsulat zerteilt worden sei. Trump will sich weiterhin nicht festlegen und will zuerst genau herausfinden, was passiert ist.

17. Oktober: Ein schief gegangenes Verhör?

US-Außenminister Mike Pompeo besucht die Türkei, wo er Reporter darüber informiert, dass er und Präsident Trump mit dem Kronprinzen gesprochen hätten und mehr Informationen bald ans Licht kommen würden. Bis die türkischen Untersuchungen abgeschlossen seien, werde es keinen Kommentar mehr geben.

Eine geplante Durchsuchung der Residenz des Konsuls wird von den Saudis verweigert, weil dessen Familie gerade vor Ort sei.

CNN berichtet unter Bezug auf drei türkische Beamte, dass Khashoggi nach einem Verhör durch einen hochrangigen saudischen Geheimdienstmitarbeiter gestorben sei. Die "New York Times" beschreibt, wie Khashoggis Mörder zuerst seine Finger verletzt, ihn später geköpft und zerlegt haben sollen.

19. Oktober: Neue Strategie

Saudi Arabien ändert seine Strategie und lässt nun über Staatsmedien verlautbaren, dass Khashoggi bei einem "Kampf" im Konsulat gestorben sei. Hochrangige Berater werden entlassen, einer davon ist der königliche Medienberater Saud al-Kahtani. Er gilt als der Mann fürs Grobe des Kronprinzen und soll Khashoggi mehrmals zur Rückkehr nach Saudi Arabien gedrängt haben.

20. Oktober: Kneissl sieht "Gipfel des Horrors"

Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) drückt ihre Besorgnis über die Lage von Regierungskritikern in Saudi-Arabien aus und fordert umfassende Aufklärung im Fall Khashoggi. "Wir beobachten die Lage von Regierungskritikern in Saudi-Arabien mit großer Sorge", so Kneissl in einer Aussendung. "Der Fall Khashoggi ist nur der Gipfel des Horrors."

22. Oktober: Körper-Double

Videomaterial, das von CNN veröffentlicht wird, soll ein Mann in Khashoggis Kleidung zeigen, der das Konsulat durch einen Hintereingang verlässt. Möglicherweise um die Tat zu verschleiern. Bei dem Mann soll es sich um Mustafa Madani handeln und er soll Teil der am Tag des Verschwindens eingeflogenen Delegation sein.

23. Oktober: Erdogan nennt Tod Khashoggis "geplanten Mord"

Erdogan liefert bei einer Rede trotz der Ankündigung, "ins Detail" gehen zu wollen, keine bahnbrechend neuen Erkenntnisse. Türkische Ermittler gehen nach Angaben lokaler Medien davon aus, dass Khashoggi brutal ermordet wurde. Details über den Mord selbst erwähnt er bei seiner Rede nicht. Erdogan sagt, das 15-köpfige Spezialkommando habe sich im Konsulat vor Khashoggis Eintreffen versammelt und "die Harddisk vom Kamerasystem des Generalkonsulats entfernt". Er bestätigt auch die Existenz des Doppelgängers und sagt, dieser sei nach der Tat ebenfalls ausgereist. Wo die Leiche sich befindet, bleibt unklar.

Die Führung in Riad empfängt enge Familienangehörige des Opfers. König Salman und Kronprinz Mohammed bin Salman kondolieren Khashoggis Bruder Sahl und Khashoggis Sohn Salah bei dem Treffen im Palast.

24. Oktober: Die USA erlassen eine Einreisesperre gegen 21 Saudi-Araber

Als Reaktion auf die Tötung des saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi belegen die USA 21 Vertreter des Königreichs mit Einreisesperren. Die mutmaßlich in die Tat verwickelten Verdächtigen sollen nach Angaben des US-Außenministeriums kein Visum erhalten, bereits erteilte Visa werden entzogen. "Diese Strafen werden nicht das letzte Wort der Vereinigten Staaten in dieser Angelegenheit sein", kündigt US-Außenminister Mike Pompeo an. Denkbar seien auch Finanzsanktionen gegen Einzelpersonen.

24. Oktober: Der Kronprinz verurteilt das "abscheuliche Verbrechen"

Mohammed bin Salman verurteilt die Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi als "abscheuliches Verbrechen". Bei einem Wirtschaftsforum in Riad sagt der Kronprinz zu, den Fall aufzuklären: "Die Gerechtigkeit wird siegen." Es sind die ersten öffentlichen Äußerungen des Thronfolgers seit Khashoggis Tod.

25. Oktober: Khashoggis Sohn verlässt nach Ende der Ausreisesperre Saudi-Arabien

Khashoggis Sohn verlässt das Königreich nach Aufhebung einer Ausreisesperre. "Salah und seine Familie befinden sich jetzt in einem Flugzeug nach (Washington) DC", sagt Sarah Leah Whitson von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch der Nachrichtenagentur AFP.

27. Oktober: Saudi-Arabien liefert Verdächtige nicht aus

Saudi-Arabien will die im Fall des getöteten Journalisten Jamal Khashoggi festgenommenen Verdächtigen nicht an die Türkei ausliefern. "Sie sind in Saudi-Arabien inhaftiert, die Ermittlung findet in Saudi-Arabien statt und sie werden in Saudi-Arabien strafrechtlich verfolgt", sagt Riads Außenminister Adel al-Jubeir.

31. Oktober: Justiz: Journalist wurde in Konsulat erwürgt

Khashoggi wurde nach Angaben der türkischen Staatsanwaltschaft in Istanbul erwürgt. Khashoggi sei erwürgt, der Leichnam zerteilt und dann "vernichtet" worden, teilt die Istanbuler Staatsanwaltschaft nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu mit.

1. November: Neue Theorie: Leiche in Säure aufgelöst

Die Leiche Khashoggis wurde möglicherweise in Säure aufgelöst. Die türkischen Strafverfolgungsbehörden würden aktuell diese Theorie verfolgen, berichtet die US-Tageszeitung "Washington Post" unter Berufung auf einen nicht namentlich genannten türkischen Regierungsvertreter.