Großbritannien

Wie Elon Musk Englands bekanntestem Rechtsextremen hilft

Tommy Robinson ist selbst Brexit-Hardliner Nigel Farage zu radikal. In Elon Musk hat er einen gewichtigen Fürsprecher gefunden.

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Tommy Robinson möchte etwas aufdecken. Mit ernstem Blick steht Großbritanniens bekanntester Rechtsextremer vor dem Gebäude der königlichen Gerichtshöfe in London. Die Gerichte des Westens würden gegen normale Bürger vorgehen, die ihre Stimme erheben, behauptet Robinson zu Beginn des rund 100 Minuten langen Videos mit dem Titel „Silenced“ (etwa: Mundtot gemacht). Er selbst sei hier verurteilt worden, man habe versucht, ihn zum Schweigen zu bringen. Doch damit sei es nun vorbei.

In der vom ultrarechten US-Onlineportal „InfoWars“ finanzierten „Dokumentation“ klärt der selbsternannte Journalist über die vermeintlich wahren Hintergründe eines Vorfalls von 2018 auf. Damals misshandelte ein Teenager im englischen West Yorkshire einen 15-jährigen Mitschüler syrischer Herkunft, ein Video davon ging viral. Weil Robinson behauptete, die Gewalt wäre von dem syrischen Buben ausgegangen, und ein Interview mit dem Täter veröffentlichte, wurde er wegen Verleumdung verurteilt. Robinson musste 100.000 Pfund Schadenersatz sowie die Anwaltskosten des Teenagers bezahlen.

Im Video „Silenced“ von 2023 führte Robinson die verleumderischen Behauptungen gegen den syrischen Buben noch einmal im Detail aus. Deswegen wurde er im Oktober vergangenen Jahres erneut verurteilt, diesmal zu 18 Monaten Haft wegen Missachtung des Gerichts.

„Freiheit für Tommy“

Für den 42-Jährigen ist es – nach Verurteilungen wegen Körperverletzung, Versicherungsbetrug und der Einreise in die USA mit einem falschen Pass – bereits die fünfte Haftstrafe, doch diesmal hat Robinson einen prominenten Fürsprecher: Elon Musk.

Der reichste Mann der Welt residiert derzeit in einem Landhaus auf dem Anwesen des designierten US-Präsidenten Donald Trump in Mar-a-Lago, Florida. Von dort aus postet er bis spät in die Nacht auf seiner eigenen Plattform X. Dutzende Tweets sind es täglich, endlose Schimpftiraden über liberale Politiker in aller Welt, Lob für die deutsche AfD und andere rechtsgerichtete Parteien. Zuletzt schoss sich Musk auf die britische Labour-Regierung ein – und forderte die Freilassung Robinsons. „Sehenswert“, ließ Musk seine rund 212 Millionen Follower kürzlich auf X wissen, darunter postete er das „Silenced“-Video.

Siobhán Geets

Siobhán Geets

ist seit 2020 im Außenpolitik-Ressort.