Torschlusspanik: Europa vor der Zerreißprobe
Die Flüchtlinge verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren. 200 hätten vergangene Woche in Kollerschlag im oberösterreichischen Bezirk Rohrbach nächtigen sollen. Die Notbetten standen bereit. Ehrenamtliche Helfer eilten mit warmen Jacken und Spielsachen herbei. Doch sie kamen nicht dazu, sie unter den erschöpften Menschen zu verteilen, die zu ihnen ins Auto sprangen und nur eines wollten: an die Grenze gebracht werden, hinüber nach Deutschland.
Nach zwei Wochen Ausnahmezustand in Europa, in der tausende Flüchtlinge gegen den Zaun zwischen Ungarn und Serbien drängen und sich von Wasserwerfern und Tränengas nicht abhalten lassen; nach zwei Wochen, in denen Heere an die Grenzen rücken; nach zwei Wochen, in denen quer durch die EU – ausgerechnet zum 30. Jahrestag des feierlichen Schengen-Abkommens zum Abbau der Grenzen – die Schlagbäume wieder aufgestellt werden; nach zwei Wochen, in denen Kolonnen Erschöpfter auf Autobahnen und Bahngeleisen marschieren – nach diesen zwei Wochen der Notverordnungen und hektischen Zick-Zack-Politik lässt sich ein Befund destillieren: Die schöne Idee von einem vereinten, solidarischen, rechtsstaatlichen Europa stößt allenthalben an ihre Grenze ...
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