Gut möglich, dass beides nicht passieren wird; dass der Krieg Russlands gegen die Ukraine noch eine Zeit lang andauert und das Territorium der Vereinigten Staaten nicht um neue, gekaufte oder eroberte Besitztümer erweitert wird. Interessant ist aber jetzt schon eines: Egal was Trump ankündigt, Frieden oder Krieg, ein Entgegenkommen an Putin oder Eroberungsfeldzüge gegen eigene Verbündete – seine Partei folgt ihm devot und bejubelt, was immer König Donald II. gerade einfällt.
Das war 2017 noch nicht so. Damals hatte die Republikanische Partei zwei Flügel, einen loyalen und einen Trump-kritischen. Das gesamte Machtgefüge der USA stellte sich anders dar: Die Demokratische Partei war längst nicht so gedemütigt wie jetzt, nach der deutlichen Niederlage von Kamala Harris. Immerhin hatte Hillary Clinton 2016 die public vote, die Mehrheit der abgegebenen Stimmen, gewonnen. Die Stimmung unter den Linken war kämpferisch-widerständig. Der Supreme Court, der Oberste Gerichtshof der USA, war nicht wie heute in dominant konservativer Hand.
Besonders aber unterscheidet sich das Machtgefälle von 2025 im Bereich der sozialen Medien. Trump war vor und während seiner ersten Amtszeit auf Twitter zwar bereits extrem erfolgreich, jetzt aber gehört die gesamte Plattform unter dem neuen Namen X seinem engsten Verbündeten, Elon Musk. Als treuer Diener formte Musk sein globales Medium zu einer Welt-Orgel für rechte Propaganda. Zudem steht er gemeinsam mit Vivek Ramaswamy, einem weiteren Milliardär, einer Regierungsagentur für „Effizienz“ vor (gemeint sind Einsparungen), und er betreibt inoffizielle Außenpolitik, indem er zum Beispiel den britischen Premierminister Keir Starmer, einen Linken, massiv – und ohne faktische Grundlage – verbal attackiert.
Auch die bisher weniger Trump-affinen Milliardäre und Medien-Eigentümer Mark Zuckerberg (Facebook, Meta) und Jeff Bezos (Washington Post, Amazon) werden bei der Inauguration erwartet. Sie machten zuletzt deutliche Anstalten, sich Trumps Hofstaat zumindest in den hinteren Reihen diskret anzuschließen.
Diese Dominanz ist beunruhigend. Die um Trump versammelten Milliardäre, deren Kontrolle über die sozialen Medien markt- und gesellschaftsbeherrschend ist, könnten am Anfang einer sich entwickelnden Oligarchie stehen. Ihr Einfluss, ihr Reichtum und die wechselseitige Abhängigkeit zwischen ihnen und dem Präsidenten stellt eine Bedrohung für die Demokratie dar. Dem autoritär denkenden Regenten, der Widerspruch – auch den seiner eigenen Leute – für Verrat hält, sind solche Konstellationen nur recht.
Werden die kommenden vier Jahre mit Trump an der Spitze schlimm für Amerika und die Welt?
Seine Art, ohne Rücksicht auf gesetzliche Regeln zu regieren, seine Missachtung der demokratischen, rechtsstaatlichen Institutionen, wird Schaden anrichten. Wie groß dieser sein wird und wer davon betroffen sein wird, kann jetzt noch niemand sagen.
Wirklich gefährlich ist Trump auch da, wo sich er und sein Umfeld ideologisch motiviert austoben. Sinnlose Brutalität gegenüber Migranten, die nur dazu dient, niedere Emotionen der Wählerschaft zu befriedigen, fügt nicht nur Menschen Schaden zu, sondern auch dem Ansehen der USA. Trump hat fraglos ein politisches Mandat bekommen, die Grenzen sicherer zu machen. Dass Amerika ein Einwanderungsland ist und seine Wirtschaft Migranten benötigt, kann Trump zwar zu ignorieren versuchen, aber nicht ändern.
Trump können auch Erfolge gelingen, die seinem Land und der ganzen Welt nützen. Seine Mithilfe beim Zustandekommen des Waffenstillstandsabkommens zwischen Hamas und Gaza etwa ist so ein Fall. Dass Trump dies für sich allein verbucht, ist zwar Unsinn, aber das ist nebensächlich. Als Nächstes will er den Ukraine-Krieg beenden. Auch das scheint möglich, denn Russland ist zwar militärisch tendenziell im Vormarsch, aber wirtschaftlich geschwächt. Gelingt tatsächlich ein fairer Friedensvertrag, wäre dies mindestens im selben Ausmaß das Verdienst der militärischen, politischen und wirtschaftlichen Unterstützung der Ukraine durch den Westen unter Führung von Joe Biden wie das des möglichen „Dealmakers“ Trump.
Aber selbst wenn man Trump bei diesen Unternehmungen das Allerbeste wünschen muss, bleibt die Sorge, dass er permanent die Fundamente der westlichen Weltordnung unterläuft. Er stimmt etwa Russlands – haltloser – Position zu, wonach die NATO den russischen Angriffskrieg provoziert habe, und erntet dafür wenig überraschend Lob von Russlands Außenminister Sergej Lawrow. Er weckt unter Rechtsextremen in Israel die Hoffnung, er werde einer Annexion des palästinensischen Westjordanlandes zustimmen. Er stellt die Grenze zum Nachbarland Kanada infrage …
Die Welt wird in den kommenden vier Jahren einiges erleben. Eine ganze Menge „weird shit“.