Doch kein Abkommen

Türkei dementiert Einigung auf Nutzung von Stützpunkten durch USA

Aktuell. Türkei dementiert Einigung auf Nutzung von Stützpunkten durch USA

Drucken

Schriftgröße

Ein ranghoher Vertreter der US-Streitkräfte hatte zuvor gesagt, die Details der Nutzung der türkischen Militärflughäfen würden derzeit noch geklärt. Die US-Streitkräfte erhielten aber das Recht zur Nutzung der südlichen Luftwaffenbasis Incirlik. In den Militäreinrichtungen in der Türkei dürften zudem auch Vertreter der gemäßigten syrischen Opposition untergebracht und ausgebildet werden. Dieser Punkt wurde auch von Ankara bestätigt.

Ankara will gemeinsames Vorgehen
Das Anti-IS-Bündnis wollte die Türkei seit längerem enger einbinden. Die Regierung in Ankara sträubte sich jedoch dagegen und pochte unter anderem auf ein gemeinsames Vorgehen, das sich auch gegen das Regime des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad richtet.

Am Montag und Dienstag sollte in den USA ein erstes Strategietreffen des Bündnisses gegen den IS stattfinden. Zu der Konferenz hat US-Generalstabschef Martin Dempsey mehr als 20 Militärchefs eingeladen, unter anderem aus Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden. Auch fünf arabische Verbündete sitzen am Militärstützpunkt Andrews bei Washington mit am Tisch: Saudi-Arabien, Jordanien, Bahrain, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate. Den USA war zuletzt vorgeworfen worden, keine langfristige Strategie für den Kampf gegen die Jihadisten im Irak und in Syrien zu haben.

Kurden leisten erbitterten Widerstand
In der von der IS belagerten nordsyrischen Stadt Kobane (Ayn al-Arab) hatten unterdessen kurdische Kämpfer nach eigenen Angaben in der Nacht auf Montag im Nordosten und Südwesten der Stadt Gebiete vom IS zurückerobert, sagte Idris Nassan, Vize-Sprecher für auswärtige Angelegenheiten in der Stadt. Die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) hätten IS-Kämpfer dort nach "schweren Gefechten" vertreiben können. Die Terrormiliz versucht seit Wochen, die kurdische Enklave einzunehmen. Die Jihadisten konnten bereits bis in die Stadt vordringen, kurdische Verteidiger leisten jedoch erbitterten Widerstand.

Im Westirak drangen die Jihadisten nach Angaben der unabhängigen irakischen Nachrichtenseite "Al-Sumaria News" dagegen weiter vor und eroberten eine strategisch wichtige Militärbasis in der Provinz Anbar. Die Terrormiliz habe das örtliche Armee-Hauptquartier in der Stadt Heet eingenommen, berichtete "Al-Sumaria News" unter Berufung auf Militärquellen. Die irakischen Truppen hätten demnach beim Vorrücken der IS-Miliz einen "strategischen Rückzug" angetreten. Nach Angaben der Nachrichtenseite "Al-Mada" hatten sich Armee und Angreifer "mehrere Stunden lang" Gefechte geliefert.

IS versucht, auf Bagdad vorzurücken
Die Stadt Heet liegt knapp 150 Kilometer nordwestlich der irakischen Hauptstadt Bagdad. Seit einigen Tagen versucht der IS, verstärkt auf Bagdad vorzurücken. Im Irak kontrollieren die Jihadisten vor allem die westliche Provinz Anbar und Gebiete rund um die nordirakische Stadt Mossul. In Syrien beherrschen sie die östlichen Provinzen Al-Rakka und Dair as-Saur sowie weite Teile im Norden - insgesamt kontrolliert die Terrormiliz je rund ein Drittel der Fläche der Länder.

Die IS hat unterdessen in einem Propaganda-Blatt damit geprahlt, gefangene Frauen und Kinder aus der Minderheit der Yeziden (Jesiden) versklavt zu haben. In der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift "Dabik" wird die Ansicht vertreten, die Versklavung von Yeziden sei die "Wiederbelebung" einer islamischen Tradition und lasse sich aus dem islamischen Sharia-Recht herleiten. "Nach der Gefangennahme wurden die yezidischen Frauen und Kinder gemäß der Sharia unter den Kämpfern des Islamischen Staates aufgeteilt", hieß es in dem "Dabik"-Artikel. Er bezieht sich namentlich auf Vorgänge in der irakischen Yeziden-Hochburg Sinjar.

Die isländischen Netz-Behörden haben unterdessen erstmals eine Website wegen ihres Inhalts gelöscht, weil mutmaßliche Islamisten die nationale Domain-Endung .is ausnutzten. Eine unter dem Namen von IS eingetragene Organisation betrieb seit Mitte September eine Website mit der Adresse www.khilafah.is. Die Domains, die für den Internetauftritt einer "bekannten Terrororganisation" genutzt worden seien, seien eingestellt worden, erklärte die Netz-Behörde ISNIC am Sonntagabend.

(APA/Red.)