HILFE IN DER NOT: Südsudanesische Frauen in blauem Spitalsgewand kümmern sich um ihre unterernährten Kinder.

Unhappy birthday, Südsudan!

Vor sechs Jahren entstand in Ostafrika der bislang jüngste Staat der Welt. Die Folge war eine der größten humanitären Katastrophen der Gegenwart.

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Es hätte die Lösung eines jahrzehntelangen Konfliktes sein sollen: Am 9. Juli 2011 löste sich der Süden des Sudans per Referendum vom verhassten Norden. Der 193. Staat der Welt entstand: Südsudan. Rund 13 Millionen Menschen bekamen einen neuen Pass, eine neue Hauptstadt, Nationalhymne und Flagge. Sechs Jahre später gilt das Projekt als gescheitert.

Im Chaos versunken

Denn nach nur zwei Jahren brach ein Bürgerkrieg aus, der bis heute andauert: Präsident Salva Kiir Mayardit (er entstammt der Ethnie der Dinka) warf Vizepräsident Riek Machar (er gehört zu den Nuer) einen Putschversuch vor. Dahinter steckte wohl ein Zwist um Macht, Einfluss und Ressourcen. Der Südsudan - ohnehin eines der ärmsten Länder der Welt mit grassierender Korruption und nahezu ohne Infrastruktur - versank im Chaos.

Es ist ein brutaler Kampf, in dem vor allem die Regierung mit allen Mitteln vorgeht: Dörfer werden ausgelöscht, Journalisten ermordet, Hilfsorganisationen an der Arbeit gehindert. Damit nicht genug, setzen die Regierungstruppen eine der niederträchtigsten Waffen des Krieges ein: Sie beschränken gezielt die Nahrungsmittelversorgung, um Hungerkrisen auszulösen und so die Unterstützung der Zivilbevölkerung für die Aufständischen zu brechen.

6 Millionen Südsudanesen sind laut UN weiterhin von einer Hungersnot bedroht.

10.000 US-Dollar sollten Mitarbeiter ausländischer Hilfsorganisationen für ein Visum für den Südsudan zahlen, nachdem die UN die Existenz einer Hungersnot erklärt hatten (zuvor waren es 100 US-Dollar gewesen). Mit dieser - allerdings nie in Kraft getretenen - Verordnung wollte die Regierung klarmachen, was sie von Einmischung von außen hält.

250.000 Menschen verhungerten im Jahr 1988 im einstigen Sudan. Auch damals wurde die Nahrungsversorgung als Waffe gegen die Bevölkerung eingesetzt.

700.000 Menschen sollen im vergangenen Jahr laut einem UN-Bericht aus dem Südsudan geflohen sein - mehr als aus jedem anderen Land der Welt (aus Syrien flohen 2016 rund 200.000).

122 Tage herrschte im Land nach UN-Kriterien Hungersnot. Sie wurde am 20. Februar offiziell festgestellt, weltweit zum ersten Mal seit dem Jahr 2011. Vergangenen Mittwoch erklärten die Vereinten Nationen das Schlimmste für vorerst überstanden.