US-Präsidentschaftswahl 2024: Neuauflage von Trump gegen Biden?
Joe Biden ist zwar noch über ein Jahr im Amt, die Liste der Herausforderer wird aber länger - auch aus seiner eigenen Partei. Denn: In einem mehrmonatigen Vorwahlprozess wird schon ab Anfang des nächsten Jahres entschieden, wen die beiden großen Parteien als Präsidenschaftskandidat:in nominieren werden; und der Wahlkampf ist bereits in vollem Gange. Die finale Entscheidung fällt dann im Sommer auf den jeweiligen Parteitagen. Dort stimmen nämlich Delegierte gemäß den Vorwahlergebnissen aus den jeweiligen Bundesstaaten ab. Die Präsidentschaftswahl findet am 5. November 2024 statt.
Demokraten
Hat sich Joseph R. Biden verplappert, oder ist das alles eine geplante Inszenierung? „Ich habe vor, zu kandidieren, aber wir sind noch nicht bereit, es anzukündigen“, sagte der US-Präsident bei der traditionellen Osterveranstaltung (Stichwort: Ostereier-Rollen) vor dem Weißen Haus. Der Demokrat Biden hatte bereits durchblicken lassen, dass er eine zweite Amtszeit mit seiner bisherigen Vizepräsidentin Kamala Harris bestreiten möchte. Eine offizielle Ankündigung steht bisher nicht aus. Aber nicht nur sein Alter ließ bisher an einer weiteren Kandidatur zweifeln: Anfang dieses Jahres kam ans Licht, dass geheime Regierungsunterlagen aus seiner Zeit als Vizepräsident in privaten Räumen gefunden wurden. Verantwortungslosigkeit im Umgang mit Regierungsunterlagen hatte Biden bereits seinem Vorgänger als US-Präsident, Donald Trump, vorgeworfen. Biden ist am 20. Januar 2021 als 46. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt worden und war bereits unter Barack Obama Vizepräsident.
Bei einer Wiederkandidatur eines amtierenden Präsidenten findet sich zumeist weniger innerparteiliche Konkurrenz ein. Dennoch haben schon einige wenige demokratische Aspirant:innen eine Kandidatur angekündigt, darunter Robert Francis Kennedy junior, der Neffe des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy.
Kennedy arbeitet als Anwalt und Umweltaktivist, als solcher setzt er sich zum Beispiel für den Schutz von Wasserstraßen, für die Rechte der indigenen Bevölkerung und für erneuerbaren Energien ein. In den USA ist er vor allem dafür bekannt, Verschwörungsmythen und Anti-Impf-Propaganda zu verbreiten.
Die 70-jährige Bestseller-Autorin („A Return to Love“) Marianne Williamson wollte bereits 2020 für die Demokraten ins Weiße Haus einziehen, stieg aber bereits wegen schlechter Umfragewerte noch vor den parteiinternen Vorwahlen aus.
Republikaner
Donald Trump
- ehemaliger US-Präsident, Unternehmer, TV-Entertainer
- Partei: Republikaner
- Alter: 76 Jahre
Er will es also ein erneutes Mal versuchen: Nach seiner Niederlage gegen Joe Biden vor drei Jahren drängt Donald Trump auf eine Neuauflage des Duells Biden-Trump. Er war der erste offizielle Bewerber in den republikanischen Reihen und hat seinen Wahlkampf bereits vor geraumer Zeit begonnen. Trumps Umfragewerte sind jedoch aktuell nicht übermäßig gut - zudem wurde Ende März von einer Grand Jury in New York City Anklage in Bezug auf Schweigegeldzahlungen und demnach gefälschte Geschäftsunterlagen gegen ihn erhoben. Rein rechtlich könnte Trump trotz einer solchen Strafanzeige als Präsidentschaftskandidat antreten.
Ron DeSantis will die USA zu Florida machen. Der Sunshine State galt schon immer mehr laisser-fair als regeltreu. Der 44-Jährige Republikaner ist seit 2018 Gouverneur des südlichen Bundesstaates und hat diesen Kurs stringent weitergeführt: “Weniger Staat – und Eingriffe überall dort, wo die Ideologie nicht passt”. Auch wenn DeSantis seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2024 noch nicht offiziell bekannt gegeben hat, gilt er jetzt schon als Star vieler Republikanerinnen und Repubulikaner. Er erklärte der, wie er es nennt, “linksextremen Bildungselite und woken Cancel Culture" den Kampf, hat Lehrerinnen und Lehrern verboten, im Unterricht über sexuelle Orientierung zu sprechen und will Schülerinnen und Schülern Bücher über Rassismus oder LGBTIQ+-Themen vorenthalten.
Nikki Haley
- ehemalige Gouverneurin von South Carolina, ehem. US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen
- Partei: Republikaner
- Alter: 51 Jahre
Nikki Haley verkörpert den “American Dream”. Sie ist Tochter indischer Einwanderer und wuchs in einer Kleinstadt in South Carolina auf. Die studierte Buchhalterin wurde mit 37 Jahren wurde jüngste Gouverneurin der USA und erste Frau an der Spitze South Carolinas. Sie blieb bis 2017 in diesem Amt und wechselte danach als Botschafter der USA zu den Vereinten Nationen. Diesen Posten gab sie überraschend 2018 wieder auf. Haley gilt als laute parteiinterne Kritikerin von Donald Trump. Abgesehen davon, dass sie den Ex-Präsidenten mit 76 Jahren zu alt für das Amt findet, kritisierte sie Trump vor allem für sein Verhalten vor und nach der Stürmung des Kapitols im Jänner 2021: “Er hat einen Weg eingeschlagen, den er nicht hätte einschlagen sollen, und wir hätten ihm nicht folgen sollen.”
Unter George W. Bush war Hutchinson Leiter der Drug Enforcement Administration sowie Unterstaatssekretär des Department of Homeland Security. Als Gouverneur setzte er mehrere Einkommenssteuersenkungen um, und unterzeichnete gesetzliche Abtreibungsbeschränkungen - er bereue aber, dass diese Beschränkungen keine Ausnahmen bei beispielsweise Vergewaltigungen oder Inzest beinhaltet hätten, so Hutchinson im Nachhinein.
Hutchinson positioniert sich klar als Trump-Gegner, er nennt eine mögliche Trump-Kandidatur das “schlechteste Szenario” - und er wäre die Alternative.
Libertäre
Auch wenn in den USA durch das Wahlsystem de facto nur die beiden großen Parteien reüssieren können, gibt es doch immer wieder Kandidat:innen von kleineren Parteien, die für Aufsehen sorgen. Dieses Jahr für - vorrangig medialen - Rummel will Joseph Allen Maldonado-Passage, auch bekannt als “Joe Exotic” oder “Tiger King” sorgen, den man aus einer Netflix-Produktion über seinen desolaten Privat-Zoo kennt. Problematisch für Exotic dürfte werden, dass er gerade in Texas im Gefängnis sitzt - und noch gut zwanzig Jahre Strafe vor sich hat. Er könne den Wahlkampf ohne weiteres aus dem Gefängnis leiten, meint Exotic; die Libertäre Partei hat seine Kandidatur allerdings bereits relativiert. Man sei “kein Landeplatz für ehemalige D-List-Celebrities”, so Angela McArdle, Parteichefin der Libertären.
weitere Kandidat:innen
- Jerome Segal (Demokraten)
- John Anthony Castro (Republikaner)
- Perry Johnson (Republikaner)
- Steve Laffey (Republikaner)
- Vivek Ramaswamy (Republikaner)
- Corey Stapleton (Republikaner)
- Lars Mapstead (Libertäre)
- Mike ter Maat (Libertäre)
- Chase Oliver (Libertäre)
- Joseph Foreman (unabhängig)
- Kanye West (unabhängig)