Wer zieht ins Weiße Haus ein: Donald Trump oder Kamala Harris?
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Tag der Entscheidung in den USA: Nach einem monatelangen Wahlkampf entscheiden die US-Bürger am Dienstag endgültig darüber, ob sie erstmals in der fast 250-jährigen Geschichte der Vereinigten Staaten eine Frau ins höchste Staatsamt wählen – oder einen verurteilten Straftäter. Die demokratische Vizepräsidentin Kamala Harris nimmt es in dem Duell mit dem republikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump auf, der vier Jahren nach seiner Abwahl ein Comeback versucht.
Einen Sieger dürfte es wohl nicht vor 5.00 Uhr MEZ geben – vor vier Jahren hatte es wegen der verzögerten Auszählung von Briefwahlstimmen in Pennsylvania fünf Tage gedauert, ehe der Sieg des Demokraten Joe Biden über Trump feststand.
In den Umfragen lieferten sich Harris und Trump bis zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Der Fokus lag auf den sogenannten Swing States, sieben besonders umkämpften Bundesstaaten mit völlig offenem Ausgang. Als potenziell wahlentscheidend gilt vor allem Pennsylvania, wo es insgesamt 19 Stimmen von Wahlleuten zu holen gibt. In Umfragen liegen die derzeitige Vizepräsidentin und der frühere Präsident gleichauf.
Bei der Abstimmung am Dienstag steht viel auf dem Spiel. Es geht nicht nur um die innenpolitische Stabilität des Landes, sondern auch um die zukünftige Rolle der USA in internationalen Bündnissen, die transatlantische Zusammenarbeit und den Umgang mit dem Machtstreben Russlands und Chinas – so muss die Ukraine bei einem Sieg Trumps um die wichtige Unterstützung der USA im Krieg gegen Russland bangen. Die Verflechtungen Europas mit den Vereinigten Staaten sind im wirtschaftlichen Bereich riesig und haben im Verteidigungsbereich sogar existenzielle Dimensionen.
Live-Ticker
Umfragen
In den Umfragen lieferten sich Harris und Trump bis zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Der Fokus lag auf den sogenannten Swing States, sieben besonders umkämpften Bundesstaaten mit völlig offenem Ausgang. Der Grund dafür ist, dass das Staatsoberhaupt in den USA nicht direkt gewählt wird, sondern von Wahlleuten. Diese werden über die Bundesstaaten vergeben, wobei fast überall das „Winner takes it all“-Prinzip zur Anwendung kommt. Der Kandidat oder die Kandidatin mit den meisten Wählerstimmen erhält alle Wahlleute des Staates zugeteilt. Insgesamt gibt es 538 Wahlleute-Stimmen zu vergeben. Für einen Sieg sind somit mindestens 270 Wahlleute nötig.
Je bevölkerungsreicher ein Bundesstaat ist, umso mehr Wahlleute stellt er zur Verfügung. Sollte die Wahl wie erwartet laufen, dann dürfte Harris aus den Bundesstaaten, die als Hochburgen der Demokraten gelten, 226 Wahlleute-Stimmen bekommen. Trump könnte mit 219 Stimmen rechnen. Übrig blieben dann noch die 93 Stimmen in den sieben Swing States. Den größten Preis hat Pennsylvania zu vergeben, hier lassen sich auf einen Schlag 19 Wahlleute holen.
Im Rennen ums Weiße Haus kämpften Harris und Trump am Montag (Ortszeit) noch einmal um Stimmen in möglicherweise wahlentscheidenden Bundesstaaten. Harris reiste für vier Auftritte in den wichtigen „Swing State“ Pennsylvania, Trump zusätzlich auch noch nach North Carolina und Michigan, wo sich ebenfalls ein enges Rennen abzeichnet. Es ist die letzte Chance der Kandidaten, eine Botschaft an ihre Wähler zu richten, bevor über das Präsidentenamt und die künftigen Machtverhältnisse im US-Parlament entschieden wird. Auch für Europa ist es eine Schicksalswahl.
Präsidentschaftswahl 2020
Am 3. November 2020 mussten sich die Wahlberechtigten in den USA das letzte Mal zwischen zwei Kandidaten entscheiden. Damals forderte der bis dahin vor allem als Obama-Vize bekannte Demokrat Joe Biden den republikanischen Amtsinhaber Donald Trump heraus. Gewonnen hat die Präsidentschaftswahl mit der höchsten Wahlbeteiligung im 21. Jahrhundert (66 Prozent der über 18-Jährigen haben ihre Stimme abgegeben) schließlich Joe Biden. Mit 306 zu 232 Wahlleuten. Donald Trump sprach bereits kurz danach von einer „gestohlenen Wahl“ und akzeptierte das Ergebnis nicht.
Auch am Vormittag des 6. Jänners 2020, jenem Tag, an dem die endgültige Auszählung und Zertifizierung der Stimmen im US-Kongress stattfand, wiederholte Trump diese Behauptung. Er forderte seine Anhänger auf, „stark“ zu sein und zum Kapitol zu marschieren. „If you don't fight like hell, you're not going to have a country anymore“, sagte Trump damals, bevor seine Anhänger das Kapitol stürmten.
Wie schon 2020 säte Trump auch dieses Mal immer wieder Zweifel an der Legitimität der Wahl. Er verbreitete schon vor der Abstimmung unbelegte Betrugsvorwürfe und behauptete, dass ihm der Sieg nur durch Manipulation zu nehmen sei. Bei einem Wahlkampfauftritt nannte er die Demokraten eine „dämonische Partei“ und unterstellte ihnen, bei der Präsidentschaftswahl zu betrügen.
Der scheidende US-Präsident Joe Biden wird den historischen Wahltag aus dem Weißen Haus verfolgen. Öffentliche Auftritte des 81-Jährigen sind nicht geplant. Mitarbeiter seines Teams sagten dem Fernsehsender CNN, Biden und seine Frau Jill wollten die Wahlergebnisse zusammen mit langjährigen Mitarbeitern und leitenden Angestellten aus der Residenz im Weißen Hauses beobachten.
Damit verläuft der Wahltag ganz anders, als sich Biden das vor einigen Monaten noch vorgestellt hat. Denn eigentlich wollte er selbst erneut kandidieren – zog sich dann aber unter Druck aus seiner eigenen Partei zugunsten seiner Vizepräsidentin Kamala Harris zurück.