US-Wahl 2024

Der Joker Teil 2: Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus

Warum die Amerikaner Donald Trump ein zweites Mal gewählt haben. Und weshalb er diesmal noch gefährlicher ist als in seiner ersten Amtszeit.

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Am 5. November 2024 brauchte man niemandem mehr zu erklären, wer Donald Trump ist. Die Bürgerinnen und Bürger der USA wussten, wen sie wählten, als mehr als 72 Millionen von ihnen dem mittlerweile strafrechtlich verurteilten Ex-Präsidenten der Jahre 2017 bis 2021 ihre Stimme gaben. Sie wollen ganz offensichtlich mehr von dem, was er damals tat und was er inzwischen versprochen hat. Sie wollen … ihn.

Anders als Trump selbst dies 2020 tat, akzeptieren seine Gegner das Wahlergebnis. Aber die Tatsache, dass der Mann, der am Montag, dem 20. Jänner 2025, zum 47. Präsidenten der USA angelobt wird, auch behördlich bestätigte Wahlergebnisse nicht anerkennt, wenn diese ihm eine Niederlage bescheinigen, ist nur ein Aspekt seiner Wiederwahl.

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Donald Trumps zweite Amtszeit wird nicht sein wie die erste. Als er 2017 ins Weiße Haus einzog, war er ein 70 Jahre alter, politisch unerfahrener Quereinsteiger. Jetzt ist er um die Erfahrungen aus vier tumulthaften Regierungsjahren, jeder Menge tiefer Zerwürfnisse mit damaligen Mitarbeitern und zwei gescheiterten Amtsenthebungsverfahren reicher. Auch die Welt ist heute eine andere. Der Rechtspopulismus, zu dessen Vertretern man Trump zählt, ist von einer lautstarken, disruptiven Bewegung zu einer politischen Kraft geworden, die in vielen Ländern der westlichen Welt immer mehr Macht und auch Regierungsämter innehat. Donald Trump erscheint in dieser Umgebung weniger als ein Fremdkörper als noch vor acht Jahren.

Was am 5. November 2024 geschehen ist

„Heiliger Strohsack!“, entfuhr es dem prominenten CNN-Journalisten Jake Tapper mitten in der Live-sendung. Eben wurde eine Karte eingeblendet, auf der eingezeichnet war, in welchen Wahlbezirken die demokratische Kandidatin Kamala Harris um mindestens drei Prozentpunkte besser abgeschnitten hatte als ihr Vorgänger Joe Biden bei der letzten Wahl. Doch die USA-Karte blieb grau. Tapper fragte ungläubig nach: „Nirgends? In keinem einzigen County?“

Die Wahlnacht war eine Abfolge von Überraschungen und geplatzten Träumen auf der einen – demokratischen – Seite. Etwa dem von der ersten Frau und zugleich der ersten schwarzen Frau im Weißen Haus, oder auch dem vom endgültigen politischen Ende des Donald J. Trump. Das hätte als Beweis dafür gegolten, dass seine Wahl 2016 ein singulärer Fall von kollektivem Irrtum einer Bevölkerung gewesen sei, die sich von greller, komödiantenhafter Aggressivität hatte blenden lassen. 2020 hatte sie ihren Fehler eingesehen, Trump abgewählt, und nun hätte sie diese Korrektur erneut bestätigen sollen.

Robert   Treichler

Robert Treichler

Ressortleitung Ausland, stellvertretender Chefredakteur

Siobhán Geets

Siobhán Geets

ist seit 2020 im Außenpolitik-Ressort.