Wie konnte Israel die Hamas dazu bringen, über die Freilassung von Geiseln zu verhandeln?
Die Hamas hatte zu Beginn des Krieges Gespräche kategorisch ausgeschlossen, solange der Krieg andauert. Kurz nach Beginn kündigte die Terrororganisation an, Geiseln zu exekutieren, wenn Israels Streitkräfte Gaza bombardieren. Aber auch die Hamas muss die Realität anerkennen. Israel ließ sich von der Drohung nicht beirren und setzte den Krieg fort. Weil die Hamas die Chance sieht, für die Freilassung der Geiseln etwas zu bekommen, trat sie schließlich doch in Verhandlungen ein. Gelingt der Deal, wird sich die Hams-Führung gegenüber der palästinensischen Bevölkerung damit brüsten, die Freilassung von palästinensischen Gefangenen und einen – vorübergehenden – Waffenstillstand erreicht zu haben.
Warum spielt Katar als Vermittler eine so große Rolle?
Katar ist ein gutes Beispiel für die Komplexität von Diplomatie. Es beherbergt einerseits den größten US-Militärstützpunkt im Nahen Osten und andererseits die Exil-Führungsriege der Hamas. Offiziell üben die USA und Israel Druck auf den Drei-Millionen-Einwohner-Staat aus, die Hamas aus dem Land zu werfen. Doch tatsächlich existiert das Hamas-Büro in Katars Hauptstadt Doha seit mehr als zehn Jahren, und es wurde bereits mehrmals zu indirekten Kontakten mit Washington genutzt – sagte ein namentlich nicht genannter katarischer Repräsentant vergangene Woche dem US-Sender NPR. Neben Katar sind an den Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln auch Ägypten, die USA und natürlich Israel beteiligt – wobei Katar die zentrale Vermittlerrolle zukommt, weil es zu allen Seiten direkten Kontakt hat.
Hat Israel die Sicherheit, dass die Hamas sich an den Deal hält?
Die Hamas muss laut der Übereinkunft zuerst die 50 Geiseln freilassen, ehe Israel seinerseits die 150 Häftlinge übergibt. Außerdem lieferte die Hamas Beweise dafür, dass die Geiseln am Leben sind.
Sind alle Seiten mit dem Deal zufrieden?
Abgesehen davon, dass das Verbrechen der Geiselnahme nicht beendet ist, solange die Hamas Geiseln in ihrer Gewalt hat, gibt es in Israel auch Gegner jeglicher Deals mit der Hamas. Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir kritisierte das Übereinkommen scharf. Er erinnert daran, dass im Jahr 2011 mehr als 1000 palästinensische Gefangene freigelassen wurden, um den israelischen Soldaten Gilad Shalit aus der Hamas-Geiselhaft freizubekommen – und dass unter den Freigelassenen auch der aktuelle Hamas-Anführer Yahya Sinwar war. Tatsächlich aber werden diesmal – wenn der Deal umgesetzt werden sollte – nur Minderjährige und Frauen aus israelischer Haft freikommen.