Viktor Orbán: Der Aufstieg eines Populisten
Diese Chronologie ist Teil der Geschichte "Alle gegen Orbán", die Sie in der aktuellen Printausgabe 42/2021 und dem E-Paper lesen können.
1960er-/1970er Jahre: Der Mittelstürmer
Der junge Viktor Orbán, Sohn eines Betriebsingenieurs und Mitglieds der Kommunistischen Partei, will Profifußballer werden.
1988: Jung, westlich, liberal
Der Jus-Student Orbán gründet im Budapester István-Bibó-Studentenheim mit seinen Kommilitonen den Bund junger Demokraten (Fidesz). Ihr Förderer? Der Mäzen und Milliardär George Soros.
16. Juni 1989: Schlagartig bekannt
Imre Nagy, Nationalidol des antisowjetischen Ungarnaufstands, wird umgebettet. Aus diesem Anlass hält Orbán vor 250 000 Menschen eine flammende Rede am Budapester Heldenplatz.
1998: Erste Amtszeit
Orbán wird mit 35 Jahren der jüngste Ministerpräsident in der Geschichte Ungarns. Er bleibt nur eine Legislaturperiode im Amt – vorerst.
April 2010: Erdrutschsieg
Fidesz legt mit 52,7 Prozent der Stimmen einen fulminanten Wahlsieg hin – Orbán wird hier Ministerpräsident und kann mit einer Zweidrittelmehrheit im Parlament regieren.
Jänner 2012: Eine neue Verfassung ...
... tritt in Kraft. Der Opposition wird die Möglichkeit genommen, Kandidaten für den Verfassungsgerichtshof vorzuschlagen. Orbán baut den Staat in Richtung Autokratie um.
2015: Migrationskrise
Orbán positioniert sich als Gegenspieler von Angela Merkel und ihrer „Wir schaffen das!“-Politik. An der ungarisch-serbischen Grenze lässt er einen Stacheldrahtzaun errichten.
2018: Rechtsstreit mit der EU
Das EU-Parlament stimmt dafür, ein Verfahren wegen Artikel 7 (Verletzung der EU-Werte) gegen Ungarn einzuleiten.
April 2018: Wiederwahl
Mit einer scharfen Antimigrationsrhetorik und der Mobilisierung von Ungarn im Ausland sicher sich Fidesz 48,5 Prozent der Stimmen und damit erneut eine Zweidrittelmehrheit im Parlament.
Februar 2019: Antisemitische Kampagne
Drei Monate vor der Europawahl lässt Orbán Verschwörungstheorien über seinen einstigen Förderer George Soros im ganzen Land plakatieren, wonach der US-Mäzen Europa mit muslimischen Flüchtlingen destabilisieren wolle.
Oktober 2019: Rückschlag
Bei den Kommunalwahlen erobert die Opposition Ballungszentren zurück. Die Hauptstadt Budapest fällt an den Mitte-Links-Politiker Gergely Karácsony.
Juni 2021: Anti-LGBT-Gesetz
Ein neues Gesetz stellt „homosexuelle Propaganda“ unter Strafe, insofern sie Menschen unter 18 zugänglich ist. Darunter fallen auch Filme und Werbeplakate. Die EU-Kommission leitet ein Vertragsverletzungsverfahren ein.
Oktober 2021: Geld eingefroren
Die EU-Kommission kündigt an, über 7 Millionen Euro an Corona-Hilfsgeldern einzufrieren. Grund: der Abbau des Rechtsstaats in Ungarn, aber auch die Veruntreuung von Geldern.