Demonstranten in Hongkong

Was erfahren die Chinesen über die Proteste in Hongkong?

Der Aufruhr in Hongkong dauert an. Aber was erfahren die Chinesen eigentlich von den Protesten in der Sonderverwaltungszone?

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Aus westlicher Sicht ist die Sache mehr oder weniger klar: In Hongkong demonstrieren seit mehreren Wochen Zigtausende Menschen gegen den wachsenden Einfluss Pekings in der ehemals britischen Sonderverwaltungszone und für mehr Demokratie. Die Polizei und das Regime gehen brutal dagegen vor, sogar ein Militäreinsatz steht im Raum.

Mittlerweile wird auch im sogenannten Festlandchina über die Probleme in Hongkong berichtet. Doch wie die Demonstranten und ihre Anliegen von ihren Landsleuten wahrgenommen werden, lässt sich nur schwer sagen: Peking investiert massiv in Internetzensur, in den sozialen Medien tummeln sich seine Propagandisten.

Zumindest wie die chinesische Führung das Problem Hongkong gerne dargestellt hätte, lässt sich in den Staatsmedien „Global Times“ und „Renmin Ribao“ („Chinesische Volkszeitung“) nachlesen: Demnach hätten sich gewaltbereite Aufrührer, beeinflusst von den USA und der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien, gegen die öffentliche Ordnung und die Nation verschworen. Die Mehrheit der Hongkonger sei aber gegen sie und unterstütze die Polizei. Deren Einsätze seien „angemessen“ und „ausgewogen“. Dazu kommen Polizisten und deren Familien zu Wort, die sich bitter darüber beklagen, wie unfair sie von den Medien, aber auch den Demonstranten behandelt werden.

"Lebenslange Haftstrafe in Aussicht“

Diese wiederum werden in Staatsberichten als „Radikale“ oder „Gangster“ bezeichnet. Sie hätten bereits chinesische Journalisten und Touristen verprügelt. Ein Schanghaier Professor erklärte laut „Global Times“ bei einer Pressekonferenz, die Demonstranten hätten wegen ihrer Flughafenblockade „eine lebenslange Haftstrafe in Aussicht“.

Nach der zwischenzeitlichen Besetzung des Hongkonger Flughafens durch Demonstranten in der vergangenen Woche verschärfte die „Global Times“ den Ton: „Das sind reine Nazi-Aktionen“, wird ein seltsamerweise anonym bleibender „Hongkonger Universitätsprofessor“ zitiert. Laut einem ebenfalls nicht namentlich auftretenden „Anti-Terrorismus-Experten“ könne man die Demonstration als Terrorismus betrachten.

Mit derartigen Zuschreibungen deutet die Pekinger Führung eine harte Linie an. Zugleich beschränkt sie ihren eigenen Handlungsspielraum. Schließlich müsste sie nun mit „Terroristen“ und „Nazis“ verhandeln – und nicht mit einfachen Demonstranten.