Wie ein skandalumwitterter katholischer Orden in der Karibik Schwarzgeld bunkerte
Auch die katholische Kirche taucht in den Paradise Papers auf - zwar nicht der Vatikan, dafür aber die 1941 von dem Seminaristen Marcial Maciel Degollado gegründete erzkatholische und sektenartig organisierte Kongregation der Legionäre Christi. Trotz ihrer hohen religiösen und moralischen Ansprüche scheint es Maciel aber weder in Sachen Sex noch in Sachen Geld so genau genommen zu haben. 2008 musste der Oberlegionär sein Amt räumen, weil er zahllose Seminaristen missbraucht haben soll.
Von Maciel wurden, räumt jetzt das Pressebüro der in Rom ansässigen Kongregation ein, in den 1990er-Jahren "The Society of Better Education" und "International Volunteer Services" gegründet, zwei auf den Bermudas ansässige Gesellschaften. Laut den Paradise Papers dienten sie dazu, Fiskalabgaben zu hinterziehen. Die italienische Tageszeitung "Corriere della sera" spricht von über 300 Mio. Euro, welche die frommen Legionäre in das karibische Steuerparadies überwiesen haben sollen -Einnahmen aus kongregationseigenen Schulen, Kollegs und Universitäten in Europa, den USA und Lateinamerika, an denen etwa 900 Professoren circa 160.000 Studierende unterrichten. Die beiden von den Paradise Papers aufgestöberten Gesellschaften seien bereits 2008 nach dem Rücktritt von Maciel geschlossen worden, erklärte dieser Tage Aaron Smith, Pressesprecher der Legionäre. Heute betreibe der Orden keine undurchsichtigen Finanzaktionen mehr. Tatsächlich wird seit 2014 unter der kommissarischen Verwaltung der Kongregation durch den im vergangenen September verstorbenen Kardinal Velasio De Paolis bei den Legionären finanzpolitische Transparenz groß geschrieben. Viel zu investieren gibt es allerdings auch nicht mehr: Nach der Aufdeckung zahlreicher Skandale kämpfen die Legionäre mit roten Zahlen.