Superwahljahr

Wie und wo der Balkan 2024 wählt

Vier Balkanländer halten 2024 Wahlen ab: Rumänien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Nordmazedonien. Warum das für Europa wichtig ist? Ein Überblick.

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Wer derzeit an Wahlen auf dem Balkan denkt, der oder die schaut dieser Tage gen Belgrad. In Serbiens Hauptstadt gehen Tausende gegen mutmaßlichen Wahlbetrug auf die Straße. Der Grund: Die regierende Fortschrittspartei des Präsidenten Aleksandar Vučić steht im Verdacht, sich bei den Parlamentswahlen am 17. Dezember den Sieg in der Hauptstadt erschlichen zu haben. Während sich in Serbien die Frage stellt, ob die Wahl aus dem alten Jahr wiederholt werden muss, stehen in den Nachbarländern ebenfalls Urnengänge an. 

Kommt Nordmazedonien vom Weg in die EU ab?  

Kein Staat auf dem Balkan wartet so lange auf den Beginn von EU-Beitrittsgesprächen wie das kleine Nordmazedonien. Das 1,8 Millionen-Einwohnerland hat dafür nach einem Veto Griechenlands sogar seinen Staatsnamen geändert. Es kostete die regierenden Sozialdemokraten viel Überzeugungsarbeit, die eigene Bevölkerung von diesem unpopulären Schritt zu überzeugen. Was hat Skopje damit gewonnen? 

Nichts. Nach Griechenland blockiert mit Bulgarien der nächste Nachbar. Sofia will erst dann Beitrittsgesprächen zustimmen, wenn die rund 3.000 Bulgaren als ethnische Minderheit in der Verfassung Nordmazedoniens aufgenommen werden. 

Für die Verfassungsänderung braucht es eine Zweidrittelmehrheit im Parlament. Die nationalkonservative Opposition „VMRO DPMNE“ stellt sich quer und warnt, dass Bulgarien die Geschichte Nordmazedoniens umschreiben wolle. Das stimmt insofern, als Sofia in der Tat bestreitet, dass das Nachbarland eine eigene Sprache besitzt. Ein Streit um die nationale Identität ist entbrannt. 

Franziska Tschinderle

Franziska Tschinderle

schreibt seit 2021 im Außenpolitik-Ressort. Studium Zeitgeschichte und Journalismus in Wien. Schwerpunkt Südosteuropa / Balkan.