Wirbelsturm "Harvey" stürzt Houston ins Flutchaos

Zerstörte Häuser, überflutete Straßen und mehrere Todesopfer - Sturm "Harvey" hat im Süden der USA großes Unheil angerichtet. Besonders betroffen ist die Millionenmetropole Houston im Süden.

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Auch nach zwei Tagen bleibt der Wirbelsturm „Harvey“ gefährlich: Er hat bereits weite Teile von Südtexas überschwemmt und mehrere Menschen das Leben gekostet, doch wird es wohl noch schlimmer kommen. Der Wirbelsturm war am Sonntag zwar nur noch ein Tropensturm - aber seine Auswirkungen werden immer dramatischer. In dem Sturm mit Spitzengeschwindigkeiten von 215 Stundenkilometern starben bereits drei Menschen.

Houston, die viertgrößte Stadt der USA, ist besonders betroffen. Behörden sprechen von einer Katastrophe von epischen Ausmaßen in der Stadt. Bereits schwer überflutet, muss sie sich dem Nationalen Wetterdienst zufolge im Laufe der Woche wahrscheinlich auf zusätzliche 100 bis 125 Zentimeter Niederschlag einstellen. In Houston leben etwa 2,3 Millionen Menschen, im Großraum Houston sind es 6,5 Millionen. Zwei Krankenhäuser mussten evakuiert werden. Auch die wichtigsten Schnellstraßen waren von den Überschwemmungen betroffen.

Innerhalb von 15 Stunden wurden in Houston 56.000 Notrufe registriert - sieben Mal mehr als üblich. Die städtische Katastrophenschutzbehörde forderte die Einwohner auf, sich aufs Dach zu retten, wenn das oberste Stockwerk ihres Hauses nicht mehr sicher sei. Die Stadt bot öffentliche Gebäude als Notunterkünfte für Menschen an, deren Häuser überflutet wurden.

Der Sender ABC zeigte Bilder eines Vaters und seines sechsjährigen Sohnes, die per Hubschrauber aus dem zweiten Stock ihres Hauses gerettet wurden. Beide trugen nur einen Rucksack bei sich. "Das ist alles was wir haben", sagte der Vater. "Wir danken Gott. Wir danken Gott."

Nach dem Abflauen des Sturms droht die Gefahr nicht mehr durch Windböen, sondern durch die massiven Regenfälle, die sich über Texas ergossen. Der Nationale Wetterdienst der USA gab am Sonntag eine dramatische Warnung heraus: Die Auswirkungen des Sturms seien "beispiellos" und überstiegen "alle Erwartungen". Binnen 24 Stunden waren in Houston 60 Zentimeter Regen gefallen, weitere 50 Zentimeter könnten laut Vorhersagen folgen.

"Harvey" hatte Texas am Freitagabend (Ortszeit) als Hurrikan der zweithöchsten Kategorie erreicht. Es war der stärkste Wirbelsturm seit zwölf Jahren, der das US-Festland traf. Am Sonntag wurde ein dritter Todesfall bestätigt.

Das Weiße Haus kündigte am Sonntag an, Präsident Trump werde am Dienstag die betroffenen Gebiete besuchen. Im Kurzbotschaftendienst Twitter hatte Trump zuvor geschrieben, er werde erst nach Texas reisen, wenn dies "keine Störung" des Katastropheneinsatzes verursache. Der Schwerpunkt müsse "auf Leben und Sicherheit liegen".

Texas fürchtet weitere Fluten

Da sich der Sturm kaum vom Fleck bewegt, dürfte er das Katastrophengebiet noch tagelang mit Starksturm, massiven Regenfällen, Überschwemmungen und Flutwellen beuteln. Nach jüngsten Vorhersagen des Wetterdienstes könnte es noch bis Donnerstag oder Freitag heftig weiterregnen. Erwartet wird, dass stellenweise bis zu 127 Zentimeter Regen fallen - eine in der Region noch nie da gewesene Menge.

Viele Orte würden bald möglicherweise nur noch mit Booten zu erreichen sein, warnten die Behörden. Manche Gebiete seien vielleicht auf Monate unbewohnbar. Die Stadt Dallas machte ihr Kongresszentrum zu einer Herberge für Flutopfer, wie CNN berichtete.

Auch andernorts gehen Evakuierungen weiter, so in Rockport, wo "Harvey" bei seiner Ankunft als zweitstärkster Hurrikan in den USA seit zwölf Jahren zahlreiche Häuser den Erdboden gleichgemacht hat. In der Stadt mit rund 10.000 Einwohnern, die mit schönen Stränden und künstlerischem Flair als eine Perle des Staates gilt, existiert praktisch keine Infrastruktur mehr. Es gibt weder Strom noch fließendes Wasser. Dennoch wollen viele bleiben - und so bald wie möglich mit dem Wiederaufbau anfangen.

Wasserschäden könnten Ausmaß von "Katrina" erreichen

Die Hochwasserschäden durch den Hurrikan "Harvey" könnten Experten zufolge ähnlich hoch liegen wie bei "Katrina". Für präzise Schätzungen sei es noch zu früh, teilte der Branchendienst Insurance Information Institute am Sonntag mit. Es seien hauptsächlich Kosten wegen der zu erwartenden Regenfälle und Überschwemmungen zu erwarten, weniger wegen des Windes.Bei "Katrina" 2005 gab es in den US-Bundesstaaten Louisiana und Mississippi versicherte Hochwasserschäden von mehr als 15 Milliarden Dollar.