US-WAHL

Yes we Kam

Auf Social Media und in der Popkultur wird die Kampagne der demokratischen Präsidentschaftskandidatin gefeiert, Fallstricke gibt es trotzdem noch einige.
Eva  Sager

Von Eva Sager

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Jetzt soll es also Kamala Harris (59) richten. In den vergangenen  Wochen war die erneute Präsidentschaftskandidatur von US-Präsident Joe Biden (81) wegen seines Alters und mentalen Zustands immer stärker unter Druck geraten. Am  Sonntag zog er dann die Notbremse, heute Abend möchte er seinen Rückzug via Rede an die Nation genauer erklären.

Seine bisherige Vize-Präsidentin Kamala Harris hat ihre Wahlkampfstrategie derweil schon ordentlich in Stellung gebracht. Besonders auf Social Media kommt man an Fanvideos zu ihr eigentlich kaum vorbei. Die Generation Z hat übernommen. Innerhalb von wenigen Stunden wurde der Song „Femininomenon“ (Zusammensetzung von „feminine“ und „phenomenon“) der Sängerin Chappell Roan zur inoffiziellen Kamala-Hymne. Und nachdem die britische Sängerin Charli XCX den Satz „kamala IS brat“ postete, wimmelt es nur so von Harris-Zusammenschnitten mit neongrünem Filter, eine Anspielung auf das neongrüne Cover des neuen Album „brat“ von Charli XCX.

Von Beyoncé holte sich Harris derweil das Einverständnis, den Song „Freedom“ für ihre Präsidentschaftskampagne verwenden zu dürfen. Persönlichkeiten wie die Rapperin Cardi B, Schauspielerin Barbra Streisand oder George Clooney gaben öffentlich ihre Unterstützung für Harris bekannt.

Das popkulturelle Momentum stimmt also. An Herausforderungen mangelt es der Harris-Kampagne dennoch nicht.

1. Trump will Harris den Geldhahn zudrehen

Rund 95 Millionen Dollar sind in Bidens Wahlkampfkasse. Und die sollen, wenn es nach Donald Trump (78) geht, auch gefälligst dort bleiben. Laut „New York Times“ und dem amerikanischen Sender CNN haben die Republikaner Beschwerde bei der US-Bundesbehörde zur Wahlkampffinanzierung FEC eingereicht, Harris könne  nicht einfach die gesammelten Wahlkampfgelder übernehmen, argumentieren sie.

Harris’ Team widerspricht, schließlich sei Harris als Vizepräsidentin schon von Anfang an  Teil der Wahlkampagne gewesen. Außerdem erklärte man, alleine zwischen Sonntagnachmittag und Montag, also in den ersten 24 Stunden nach  Bidens Rückzug, mehr als 100 Millionen US-Dollar an zusätzlichen Spenden gesammelt zu haben. In der Klage des Trump-Lagers verortet man einen Ablenkungsversuch.

Die FEC hat sich zu dem Verfahren noch nicht geäußert. 

2. „Sex and Race statt Age and Ableism

Nicht nur die Popkultur ist von Biden auf Harris umgeschwenkt. Auch Donald Trumps Republikaner haben ihre Gegenstrategie geändert.  Einen Vorgeschmack auf die zukünftige Tonalität der Republikaner hat da bereits  ein Video aus dem Jahr 2021 gegeben. Darin nennt Trumps Vizepräsidentschaftskandidat James David Vance (39) Kamala Harris eine „kinderlose Katzenlady“. Abseits davon schießen sich viele Trump-Anhänger auf Harris „verrücktes“ Lachen ein, stellen ihre Kompetenzen und Nationalität in Frage.

Hat man Biden noch vorrangig wegen seines Alters und den Versprechern beleidigt, sind es nun bei Kamala Harris Geschlecht und Hautfarbe. Harris ist die erste nicht-weiße Frau, die eine reale Chance hat, US-Präsidentin zu werden. Und sie wäre im Falle einer Wahl auch die erste Präsidentin.    

3. „Running Mate“: Der passende Vize-Kandidat

Unklar ist noch, wer Kamala Harris bei der Wahl  als Vize zur Seite stehen wird. Festlegen soll das der Parteitag der Demokraten, der von 19. bis 22. August 2024 in Chicago stattfindet. Harris wird dort voraussichtlich offiziell als Präsidentschaftskandidatin nominiert. Als mögliche Vizepräsidentschaftskandidaten werden momentan unter anderem der Gouverneur von North Carolina, Roy Cooper (67), der Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro (51), und der Senator von Arizona, Mark Kelly (60), gehandelt. Laut CNN wurden sie, zusammen mit sieben anderen Personen, gebeten Finanzen, Familiengeschichte und andere persönliche Daten einzureichen.

Die Wahl des perfekten „Running Mate“ könnte für Harris entscheidend sein, soll es mit ihm oder ihr doch gelingen, ein möglichst breites Spektrum der Wählerschaft anzusprechen. Dementsprechend gehen viele davon aus, dass man sich auf einen weißen Mann einigen wird. 

Eva  Sager

Eva Sager

seit November 2023 im Digitalteam. Schreibt über Gesellschaft und Gegenwart.