Zentralafrikanische Republik: Die Gefangenen von PK 12
Von Ines Holzmüller
Seit Dezember vergangenen Jahres eskaliert die Gewalt in der Zentralafrikanischen Republik. Was als Kampf zwischen der muslimischen Séléka-Koalition, die sich im März 2013 an die Macht putschte, und der christlichen Anti-Balaka-Miliz begann, droht nun in einen Völkermord an der muslimischen Bevölkerung auszuarten. Human Rights Watch spricht bereits von einer "ethnischen Säuberung.
Die Gefangenen von PK 12
Besonders dramatisch zeigt sich das im Stadtteil PK 12 im Norden der Hauptstadt Bangui. Dort lebten Muslime und Christen zuvor Tür an Tür, flüchteten sich im Zuge des Konflikts aber in getrennte Camps in der Nähe des dortigen Militär-Checkpoints der Afrikanischen Union (AU). Im muslimischen Flüchtlingslager um die Moschee von Begoua drängen sich rund 1800 Menschen auf einer Fläche von lediglich 200 Mal 500 Metern. Sie sind umzingelt von Mitgliedern der Anti-Balaka, die täglich Granaten in die Menschenansammlung werfen. Wer die sichere Enklave verlassen will, wird mit Steinen und Macheten angegriffen. Die Anwesenheit internationaler Truppen im Lager ist für die Bewohner momentan der einzige Schutz vor den mordenden Mobs, doch die Soldaten, die das Camp schützen sollen, sind in der Unterzahl.
Lage der Zentalafrikanischen Republik
Wenn Hilfsorganisationen das Camp betreten wollen, um die Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen, werden auch sie bedroht. Marcus Bachmann, Projektkoordinator für Ärzte ohne Grenzen, war vor Ort. Im Gespräch mit profil schildert er die Lage: "Mehr als die Hälfte der Menschen im Lager haben Malaria, es gibt kaum Wasser, kein Essen. Aber wer auch nur einen Fuß aus dem Camp setzt, riskiert es, erschlagen zu werden - das ist in mehreren Fällen auch schon geschehen.
Neue Welle der Gewalt
Das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) spricht von einer "neuen Welle der Gewalt und trifft Vorbereitungen, rund 19.000 Muslime in Sicherheit zu bringen, die an verschiedenen Orten von bewaffneten Gruppen eingekreist sind. Doch sogar von Friedenstruppen eskortierte Flüchtlingskonvois werden immer wieder angegriffen.
Am vorvergangenen Mittwoch beschloss die EU, 1000 Peacekeeper nach Zentralafrika zu entsenden, zusätzlich zu den rund 8000 französischen und afrikanischen Soldaten, die momentan vor Ort sind. Eine Besserung der Situation ist dadurch jedoch nicht zu erwarten. Österreich unterstützt die Mission, allerdings nur äußerst zurückhaltend: Seit Februar machen sechs Offiziere im Hauptquartier der Mission Dienst - in der griechischen Stadt Larissa.