Asselborn (links) auf Radtour nahe seinem Heimatort Steinfort mit dem damaligen US-Außenminister John Kerry (rechts) und dem luxemburgischen Ex-Rennrad-Profi Andy Schleck. 
Europagespräch

Zwei Jahrzehnte Europa-Politik: Asselborns letzte Etappe

Jean Asselborn war 19 Jahre lang Außenminister Luxemburgs. Er ist bekannt für seine Kritik an Ländern wie Österreich und Ungarn, war mit Sergej Lawrow befreundet und ist mit John Kerry Rad gefahren. Mit profil hat er die Strecke noch einmal zurückgelegt – und über die Zukunft Europas gesprochen.

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Jean Asselborn sitzt jetzt wieder öfter hinter dem Steuer. Es ist lange her, dass er selbst fahren musste, als Außenminister war er stets mit einem Chauffeur unterwegs, und er muss sich wieder daran gewöhnen. Zum Treffen mit profil in Luxemburg kommt er mit dem Auto, die schmale Lücke in der Parkgarage macht ihm ein wenig zu schaffen. Der Tesla, den er sich vor Kurzem zugelegt hat, ist breiter, als man denkt, dann ist noch eine Betonsäule im Weg und Asselborn muss zurückschieben. „Meinen Führerschein habe ich auch vergessen“, sagt er. Das macht nichts, man kennt ihn hier.

Ganze 19 Jahre lang war Jean Asselborn Spitzendiplomat von Luxemburg. Er war länger im Amt als jeder andere Außenminister in der EU. Anfang Oktober hat seine Partei, die sozialdemokratische LSAP, die Wahlen verloren, Mitte November trat Asselborn ab. Seither hat er fast noch mehr zu tun. Europäische Medien, allen voran aus Deutschland, wollen noch ein letztes Interview, der „Spiegel“ widmete ihm vier Seiten, die „Süddeutsche“ fuhr mit ihm auf die Schlachtfelder nach Verdun. Ich habe Asselborn Ende Oktober gefragt, ob er mit mir Rad fahren gehen würde. Er war sofort dabei, wir verabredeten uns für Anfang Dezember. 40 Kilometer, schlug er vor, von seinem Heimatort Steinfort nach Mersch und zurück. Es sei eine Tour ohne Steigungen.

Siobhán Geets

Siobhán Geets

ist seit 2020 im Außenpolitik-Ressort.