GPA-Vorsitzende Barbara Teiber chattet mit profil
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GPA-Chefin im Chat: „Kürzere Arbeitszeiten sind unser Auftrag“

GPA-Chefin Barbara Teiber chattet über eine bessere Arbeitswelt, mühsame KV-Verhandlungen und Unterschiede zur Arbeiterkammer.

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Arbeiten wir zu viel oder zu wenig? 

Die Antworten von ÖVP und SPÖ könnten nicht unterschiedlicher sein. Die Industriellenvereinigung schlug vergangene Woche Alarm: Der Fachkräftemangel würde sich zuspitzen, deshalb sei es „angebracht über die Erhöhung des Arbeitsvolumens nachzudenken“. Ihre Begründung: Die Arbeitszeit pro Beschäftigten ist in den vergangenen Jahren gesunken. Eine 32-Stunden-Woche, wie sie die SPÖ fordert, hält die IV wiederum für „Klassenkampf-Rhetorik“.

Zum 1. Mai hält Gewerkschaftlerin Barbara Teiber (SPÖ) an ihrer Rhetorik fest. Ein Sitz im Nationalrat gilt der 46-jährigen als gesichert, sie steht auf Platz 3 der Wiener Landesliste. Die GPA-Vorsitzende verrät im Chat, warum sie nicht neidisch auf AK-Präsidentin Renate Anderl ist.

Elena Crisan

Wofür steht dieser 1. Mai für Sie?

GPA-Vorsitzende Barbara Teiber schwarz-weiß
Barbara Teiber

Der 1. Mai steht für mich für eine bessere Arbeitswelt. Ganz aktuell für mehr Arbeitszeitqualität und einem klaren Nein zu allen Arbeitszeitverlängerungsphantasien.

Elena Crisan

Die Industriellenvereinigung fordert mehr Arbeitsvolumen, also täglich 30 mehr geleistete Minuten – kommt das für Sie wirklich in keiner Branche in Frage?

GPA-Vorsitzende Barbara Teiber schwarz-weiß
Barbara Teiber

Wir haben in Österreich bei Vollzeitbeschäftigten, im europäischen Vergleich, bereits lange Arbeitszeiten. Die Forderung nach Arbeitszeitverlängerung bedeutet für Arbeitnehmer:innen beinharte Lohn- und Gehaltsverluste.

GPA-Vorsitzende Barbara Teiber schwarz-weiß
Barbara Teiber

Das kommt für uns nicht in Frage! Beschäftigte wünschen sich tendenziell kürzere Arbeitszeiten und das ist unser Auftrag.

Elena Crisan

In vielen personalintensiven Branchen sinken die Umsätze. Wie sollen sich die Unternehmen bei noch kürzeren Arbeitszeiten mehr Personal leisten?

GPA-Vorsitzende Barbara Teiber schwarz-weiß
Barbara Teiber

Die Kosten für die Unternehmen sind vor allem auch durch enorm steigende Energie- und Mietpreise angestiegen. Bei der Inflationsbekämpfung, die beide Seiten – Arbeitgeber und Arbeitnehmer – stark belastet hat, hat die Bundesregierung versagt. Wir werden es nicht zulassen, dass die Beschäftigten durch längere Arbeitszeiten, die Lohnkürzungen bedeuten, doppelt zum Handkuss kommen sollen.

Elena Crisan

Aber haben Sie auch eine Lösung zu meiner Frage?

GPA-Vorsitzende Barbara Teiber schwarz-weiß
Barbara Teiber

Wir erleben in Branchen, wie dem Handel und der Pflege, dass nach wie vor massiv Personal gesucht wird. Viele Arbeitgeber beklagen einen Arbeitskräftemangel. Da wird eine Verschlechterung der Arbeitszeitqualität nicht helfen. Keine Frage, der Wirtschaftsmotor stottert, aber daran sind nicht die Beschäftigten schuld, sondern die Untätigkeit der Bundesregierung bei der Inflationsbekämpfung und zu wenig bis keine Impulse, die Wirtschaft wieder anzukurbeln.

Elena Crisan

Die IV will mit der 41h-Forderung ein „Signal“ setzen, wie sie sagt. Welche Message kommt bei Ihnen an?

GPA-Vorsitzende Barbara Teiber schwarz-weiß
Barbara Teiber

Lohn- und Gehaltskürzung! Wer länger arbeiten will, kann und soll das machen, nur nicht um das selbe Geld wie in unseren Kollektivverträgen vereinbart. Der Vorschlag der IV würde für die Beschäftigten vieler Branchen nicht nur 1 Stunde Gratis-Arbeit sondern vielfach 3 oder 4 Stunden mehr ums selbe Geld bedeuten.

Elena Crisan

Bei den Austrian Airlines (AUA) haben Gewerkschaft und Vorstand über 20 Runden gebraucht, um sich zu einigen. Stellen Sie sich auf immer mühsamere KV-Verhandlungen ein?

GPA-Vorsitzende Barbara Teiber schwarz-weiß
Barbara Teiber

Ja. Umso länger wir Teuerungsraten weit über denen unserer Nachbarländer haben, wird es immer herausfordernder Lohn- und Gehaltsabschlüsse an bzw. über der Inflation zu erzielen. Steigende Mitgliedszahlen in unseren Gewerkschaften stärken uns den Rücken, in Wahrheit können uns volkswirtschaftlich gesehen alle dankbar sein, dass wir die Kaufkraft der breiten Bevölkerung die letzten 2 Jahre erhalten haben.

Elena Crisan

Die AUA ist keine Ausnahme. Der VÖZ (Verlag Österreichischer Zeitungsverleger) hat im Vorjahr die Journalisten-KVs aufgekündigt. Sind die Arbeitgeber im Journalismus besonders rabiat?

GPA-Vorsitzende Barbara Teiber schwarz-weiß
Barbara Teiber

Jedenfalls war die Vorgangsweise des VÖZ im negativen Sinne einzigartig. Ohne Vorwarnung und nicht aus laufenden Verhandlung heraus einen KV – der Gehälter, Arbeitszeiten und vieles mehr für die betroffenen Beschäftigten regelt – zu kündigen, ist schon ein schweres Foul. Dank vieler Betriebsversammlungen konnten wir erreichen, dass die Kündigung zurück gezogen wurde. Jetzt finden Verhandlungen statt.

Elena Crisan

Sind Sie manchmal neidisch auf Renate Anderl, weil die Arbeiterkammer-Mitgliedschaft Pflicht ist?

GPA-Vorsitzende Barbara Teiber schwarz-weiß
Barbara Teiber

Da muss ich schmunzeln. Nein, als Gewerkschafterin weiß ich die gesetzliche Interessensvertretung der Arbeitnehmer:innen sehr zu schätzen! Die AK leistet Unglaubliches für über 4 Mio. Mitglieder. Allein der Konsumentenschutz ist unersetzbar! Aber wir sind als Gewerkschaft eine Kampforganisation, wenn es darauf ankommt, und sind auch nicht von politischen Mehrheiten in unserer Existenz abhängig. Betriebsrat, Arbeiterkammer und Gewerkschaften sind es, auf die sich die Beschäftigten in unserem Land verlassen können!

Elena Crisan

Schlussfrage: Sie sind Vollzeit-Gewerkschafterin. Was war Ihr beruflicher Plan B?

GPA-Vorsitzende Barbara Teiber schwarz-weiß
Barbara Teiber

Schwierig. Denn ich wollte schon immer die Welt verbessern und die Interessen der Vielen vertreten, schon als Schulsprecherin. Ich bin sehr dankbar, dass ich in der Gewerkschaft GPA gelandet bin und dass fast ;-) jeder Arbeitstag mit Sinn, Freude und oft Erfolg erfüllt ist.

Elena Crisan

Frau Teiber, danke für den Chat!

GPA-Vorsitzende Barbara Teiber schwarz-weiß
Barbara Teiber

Vielen Dank, hat Spaß gemacht!

Elena Crisan

Elena Crisan

war bis Oktober 2024 Journalistin im Online-Ressort.