Grüne Vorarlberg: „Wenn Atomkraft einfach trendiger ist, sollen wir darauf setzen?“
Von Max Miller
Bei der Nationalratswahl erlitten die Grünen das zweitgrößte Minus ihrer Parteigeschichte. Kritik an der Parteiführung wird dennoch nicht laut - obwohl Klimaschutz im Wahlkampf offenbar fast nur noch von den Grünen und ihren Stammwähler:innen diskutiert wurde.
Auch mit Blick auf Sonntag will die Partei Einigkeit beweisen. Dann wählt Vorarlberg, wo die Grünen ihre letzte Regierungsbeteiligung verteidigen. Daniel Zadra und Eva Hammerer gehen als grüne Doppelspitze ins Rennen - und bleiben im ersten Ballhausplatz-Gruppenchat der Klima-Linie ihrer Partei treu.
Bei der Nationalratswahl haben die Grünen das zweitgrößte Minus der Parteigeschichte eingefahren. Wurde die grüne Politik im Bund abgewählt?
Die Krisen sind nicht spurlos an den Regierungen in ganz Europa vorbeigegangen - das schmerzt, denn die Klimakrise bleibt die größte Herausforderung für die kommenden Generationen.
Für uns in Vorarlberg heißt das jetzt umso mehr: rennen um jede Stimme.
Das war beides noch keine Antwort auf die Frage.
Regierungsparteien wurden abgestraft und ja, dies hat auch die Grünen getroffen.
Auch Sie, Frau Hammerer haben wieder die Klimakrise betont. Laut Nachwahlbefragungen war die Klimakrise aber nicht einmal unter den Top 5 der meistdiskutierten Themen im Nationalrats-Wahlkampf. Setzen Sie auf das falsche Thema?
Die Folgen der Klimakrise spielen in alle Bereiche hinein (Energiekosten, Teuerung, soziale Unterschiede, wirtschaftliche Entwicklung).
1,3 Mrd Euro machen die Schäden des Hochwassers in NÖ und Wien aus - da sind die an Infrastruktur und Straßen noch nicht einmal einbezogen. Das zahlen die Menschen in Österreich. Wir Grüne machen Politik für die Menschen und das was für die kommenden Generationen wichtig ist. Das ist unser Anspruch an uns selber.
Bei den Wähler:innen scheint das nicht so deutlich angekommen zu sein. Sollten die Grünen stärker mit anderen Themen wie Sozialpolitik werben?
Johannes Rauch hat bewiesen was Grüne im Sozialbereich machen: wir liefern. Die automatische Anpassung der Sozialleistungen wurde jahrzehntelang versprochen. Grüne haben es umgesetzt, genauso liefert Landesrätin Katharina Wiesflecker in Vorarlberg.
Die Sozialpolitik, die Verteidigung unseres Sozialstaates ist Kern grüner Politik. Und auch die Klimakrise ist eine zutiefst soziale Frage.
Sie haben die Landesregierung schon erwähnt: Vor zehn Jahren waren die Grünen in sechs Landesregierungen, am Sonntag könnten Sie faktisch aus der letzten herausgewählt werden. Macht das den Druck auf Sie beide besonders hoch?
Es geht nicht um Druck sondern um Verantwortungsbewusstsein. Es steht viel auf dem Spiel: für den Naturschutz und den gesellschaftlichen Zusammenhalt - das was Vorarlberg ausmacht.
Eines ist Fix: der nächste Landeshauptmann wird wieder von der ÖVP kommen. Die entscheidende Frage wird sein, ob er mit blau oder grün regiert. Wer also schwarz-grün will, muss grün wählen.
In den Bereichen in denen wir Grüne Regierungsverantwortung tragen, sind wir Vorreiter in ganz Österreich: sei es beim öffentlichen Verkehr, bei der Energie, im Radverkehr und bei dem sozialen Miteinander.
Bei welchem Ergebnis würden Sie Ihre Linie überdenken?
Sie meinen, wenn Atomkraft einfach trendiger ist, dann sollen wir auf Atomkraft setzen? Nein, wir kämpfen für ein soziales, klimafreundliches und zukunftsfähiges Vorarlberg, Österreich und Europa.
Über Atomkraft hätte ich nicht gleich diskutiert, aber Sie bleiben offensichtlich Ihrer Linie treu.
Letzte Frage: Sie haben mit Ihren Antworten aufeinander gewartet und sich offensichtlich (sinnvollerweise) abgesprochen. Haben Sie als Co-Sprecher:innen eine Doppel-Interview-Routine entwickelt?
Selbstverständlich gibt es Routinen. Eva und ich ergänzen uns mit unterschiedlichen Stärken.
Frau Hammerer, Herr Zadra, danke für den Chat!
Liebe Grüße vom Bodensee
Sehr gerne, liebe Grüße nach Wien 😊
