Ballhausplatz 31

Martin Polaschek im Chat: „Man benotet sich nicht selber“

Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) chattet zum Schulschluss über die Zukunft der VWA, tote Sprachen und den Islam in der Schule.

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Während Sie diese Zeilen lesen, beraten Lehrer:innen im Osten Österreichs über das finale Zeugnis ihrer Schüler:innen. In einer Woche bekommen die Kinder ihre Noten auch schriftlich, danach geht es ab in die Sommerferien.

Der Bundesregierung ist dieser Luxus nicht gegönnt. Kurz sah es zu Wochenbeginn so aus, als würden sich ÖVP und Grüne durch den Streit über das Renaturierungsgesetz in eine vorzeitige Sommerpause sprengen. Doch Kanzler Karl Nehammer sieht es als seine Aufgabe an, den Weg bis zur Wahl geordnet zu gehen. Dass die Koalitionsparteien erst vergangene Woche über 40 Gesetzesvorhaben ins Parlament eingebracht hatten, dürfte auch eine Rolle gespielt haben: Die Regierung muss wohl oder übel auch bei Sommerhitze weiterarbeiten.

Bildungsminister Martin Polaschek ist hier keine Ausnahme: Nach der Corona-Krise war seine Amtszeit geprägt von Lehrer:innenmangel, dem Vormarsch künstlicher Intelligenz in den Klassen und einem starken Anstieg muslimischer Schüler:innen. Wann er die Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) reformieren will, ob im Herbst alle Stunden unterrichtet werden können und was er von toten Sprachen wie Latein und Altgriechisch hält, verrät Bildungsminister Polaschek im Chat:

Heute ist Notenkonferenz im Osten des Landes. Welche Note würden Sie der Regierung geben?

Martin Polaschek

Man benotet sich nicht selber. Ich möchte aber festhalten, dass die Regierung eine sehr gute Arbeit geleistet hat.

Schade! Dass die Koalition am Montag auf der Kippe stand, ändert nichts an Ihrem Fazit?

Martin Polaschek

Nein - Bundeskanzler Nehammer hat alles klargestellt. Wir arbeiten bis zum letzten Tag.

Sie haben sich ja noch etwas vorgenommen, etwa bezüglich der Vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA). Müssen die nächsten Abschlussklassen noch eine VWA schreiben oder fällt die Pflicht davor?

Martin Polaschek

Meine Vision ist klar: Die VWA muss weiterentwickelt werden. Die VWA muss sich vor allem an den aktuellen Lebenswelten der Jungen orientieren. Wir sind in intensiven Gesprächen mit dem Koalitionspartner. Vor den Ferien werden wir Klarheit haben.

Also noch keine Festlegung. Aber apropos aktuelle Lebenswelten: In Altgriechisch haben heuer weniger als 20 Schüler:innen maturiert. Braucht es tote Sprachen womöglich doch nicht mehr?

Martin Polaschek

Latein und Altgriechisch sind wertvolle Bestandteile unseres Bildungskanons. Sie haben daher ihre volle Berechtigung - auch in der Schule!

Gut, das bleibt dann wohl. Zuletzt hat für Aufregung gesorgt, dass ein Drittel der Volksschüler:innen in Wien muslimisch sind. Sollte man bei so hohen Zahlen nicht die beiden Hauptströmungen des Islam, Sunniten und Schiiten, getrennt unterrichten?

Martin Polaschek

Wie der Religionsunterricht an den Schulen organisiert wird, ist klar: Für den jeweiligen Unterricht ist die Glaubensgemeinschaft verantwortlich.

Auch, wenn Sie nicht zuständig sind: Hätten Sie eine Präferenz?

Martin Polaschek

Es gilt die Religionsfreiheit in Österreich - also nein.

Dann wechseln wir wieder in Ihre Zuständigkeit: Können Sie garantieren, dass im September in jeder Klasse ein:e fixe:r Lehrer:in unterrichtet?

Martin Polaschek

Natürlich. Es werden auch im kommenden Schuljahr alle Unterrichtsstunden gehalten.

Dabei werden Quereinsteiger:innen helfen. Wollen Sie das Quereinsteiger-Modell „Klasse Job“ auch für Volksschulen öffnen?

Martin Polaschek

Klasse Job ist ein großer Erfolg. Das beweisen die Zahlen. Natürlich prüfen wir auch Modelle für die Volksschulen. Wir sind hier im intensiven Austausch mit Expertinnen und Experten.

Eine letzte Frage noch: Das könnten Ihre letzten Sommerferien als Bildungsminister werden. Gehen Sie nach der Wahl zurück an die Uni Graz?

Martin Polaschek

Wenn sich die Möglichkeit ergibt stehe ich gerne wieder als Minister zur Verfügung. Bis dahin konzentriere ich mich auf meinen Job. 👍

Herr Polaschek, danke für den Chat!

Martin Polaschek

Sehr gerne! 😄👋

Max Miller

Max Miller

ist seit Mai 2023 Innenpolitik-Redakteur bei profil. Schaut aufs große Ganze, kritzelt gerne und chattet für den Newsletter Ballhausplatz. War zuvor bei der „Kleinen Zeitung“.