Ballhausplatz 33

MFG-Obmann Aigner: „Es ist schwierig, Egos bekannter Persönlichkeiten zu bedienen 😉“

MFG-Obmann Joachim Aigner chattet über die Nationalratswahl, Strafen für Politiker und den Unterschied zur FPÖ.

Drucken

Schriftgröße

Die Partei der Corona-Maßnahmen Gegner tritt zur Nationalratswahl an. Nein, nicht die DNA, die bei der Europawahl auf dem Wahlzettel stand, sondern die MFG ("Menschen, Freiheit, Grundrechte"), die während der Pandemie Wahlerfolge feiern konnte und etwa in Oberösterreich in den Landtag einzog. Dass die Partei bei der Nationalratswahl antreten würde, stand schon länger fest - obwohl sie in Umfragen seit Monaten außerhalb des messbaren Bereichs liegt. Um den Spitzenkandidaten machte Parteichef Joachim Aigner allerdings ein Geheimnis - bis er sich am Montag selbst als Listenersten für die Wahl präsentierte.

Wieso niemand anderer die MFG in die Wahl führt und was seine Partei erreichen will, verrät MFG-Chef Aigner im Chat:

Max Miller

Herr Aigner, noch im Jänner wollten Sie nicht als MFG-Spitzenkandidat für die Nationalratswahl antreten. Wollte sonst niemand?

Joachim Aigner

Wir haben etliche Gespräche geführt. Auch mit bekannten Persönlichkeiten. Letzend Endes haben zwei Dinge dazu geführt, dass ich nunmehr als Spitzenkandidat antrete: Es ist schwierig, die Egos der bekannten Persönlichkeiten zu bedienen 😉 und ich wurde aus allen Landesteilen und deren Funktionären gebeten, die Position zu übernehmen.

Max Miller

Für den Wahlkampf positionieren Sie sich gegen Corona-Maßnahmen, Klimapolitik und die EU. Was unterscheidet MFG von der FPÖ?

Joachim Aigner

Die FPÖ unternimmt nichts für eine echte Aufarbeitung der Coronakrise. Dass es sich bei der FPÖ offensichtlich nur um Lippenbekenntnisse handelt, sieht man in den drei Bundesländern, in welchen die FPÖ in der Landesregierung ist. Die MFG fordert eine aktive und außerparlamentarische Aufarbeitung. Und zwar solange, bis sie auch wirklich passiert. Erst, wenn die FPÖ wirklich eine Aufarbeitung einfordert und vorantreibt, können MFG und FPÖ in dieser Sache gemeinsame Wege gehen.

Max Miller

Also ist die MFG kurz gesagt einfach die konsequentere FPÖ?

Joachim Aigner

Wir lavieren nicht herum! Kickl hat in einer Pressekonferenz im März oder April 2020 die Maßnahmen für notwendig erachtet. Haimbuchner (FPÖ OÖ) hat sogar eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen unterstützt.

Die MFG war strikt und unumstößlich gegen jede Art von Zwang - von Anbeginn.

Max Miller

Ihre Corona-Rhetorik ist auch härter als die der FPÖ. MFG spricht etwa von einer "P(l)andemie". Was meinen Sie damit?

Joachim Aigner

Nachdem man nunmehr weiß (RKI-Files), dass bereits zu Beginn der Plandemie viele Wissenschaftler von Maßnahmen abrieten oder die Maßnahmen eindämmen wollten, ist davon auszugehen, dass die verantwortlichen Politiker einem Plan folgten und kein Bedacht auf die tatsächliche Situation nahmen.

Max Miller

Also war aus Ihrer Sicht nicht die Pandemie geplant, sondern die Maßnahmen dagegen?

Joachim Aigner

Das wird eine echte Aufarbeitung ans Tageslicht bringen. Außerparlamentarisch, OHNE politische Beteiligung um Vertuschung und Herabspielen zu vermeiden, und mit voller zivilrechtlicher und auch strafrechtlicher Verantwortung bei vorsätzlichem oder grob fahrlässigem Verhalten zu Lasten der Menschen in Österreich.

Max Miller

Zu den strafrechtlichen Konsequenzen, die Sie für handelnde Politiker fordern: Welche Strafe soll denn konkret etwa Gesundheitsminister Rauch drohen?

Joachim Aigner

Ich greife da allfälligen Ergebnissen nicht vor. Wenn ich hier "eingreife" wäre das eine politische Einflussnahme.

Max Miller

Aber Sie müssen doch eine Vorstellung davon haben, von was für einer Größenordnung wir hier sprechen: Amtsverlust, Geldstrafe oder Haft?

Joachim Aigner

Was das Strafrecht für die jeweiligen Delikte vorschreibt. Es gilt, in einem außerparlamentarischen Untersuchungsausschuss die Erhebungen zu machen. Die unabhängige Justiz wird dann entsprechend zu urteilen wissen.

Joachim Aigner

Ich vertraue hier darauf, dass sich die Justiz ihrer Unabhängigkeit besinnt und so wie die MFG handelt: frei, mutig und ehrlich

Max Miller

Gut, dann weg von der Pandemie und zu einem anderen Thema: Sie lehnen „die Umstellung auf Kriegswirtschaft“ ab. Wo gibt es Kriegswirtschaft in Österreich?

Joachim Aigner

Die EU fordert seit Wochen und Monaten die Umstellung auf Kriegswirtschaft. Das ist den Medien entsprechend zu entnehmen. Headlines wie "Europa muss kriegsfit werden", "EU plant Umstellung auf Kriegswirtschaft", ... sind nicht unsere Erfindungen. Ich nehme an, Google wird Ihnen rasch die entsprechenden Ergebnisse solcher Meldungen liefern.

Max Miller

Also warnen Sie noch davor. Sie stellen zudem einen ÖXIT, also einen EU-Austritt Österreichs, in den Raum - falls notwendig. Wann wäre das der Fall?

Joachim Aigner

z.B. wenn die EU weiterhin nichts unternimmt um im Ukrainekrieg für Frieden einzutreten. Die derzeitigen Aktionen (Sanktionen, Militärhilfen, ...) werden den Krieg nicht beenden, sondern das Sterben und Leiden verlängern.

Joachim Aigner

Ein neutrales Land wie Österreich darf hier nicht mitmachen und muss entschieden dagegen eintreten. Das Kriegsgeheul der EU bringt täglich größer werdende Risiken einer weiteren Eskalation mit sich. Das will die MFG nicht und wenn notwendig bleibt nur der ÖXIT um neutral zu bleiben bzw. wieder zu werden.

Joachim Aigner

Kriegstreiberei gibt es mit der MFG sicha ned!

Max Miller

"Sicha ned!" steht auf allen Ihren heute präsentierten Sujets. Ist die MFG auch FÜR etwas?

Joachim Aigner

Ja!

Für Neutralität und Frieden, für eine Entlastung des Mittelstandes (als Grant für Wohlstand), für eine echte Corona-Aufarbeitung, für echten Umwelt- und Naturschutz statt Klimahysterie, ...

Max Miller

Hard cut: Die MFG erhält in Oberösterreich 1,2 Millionen Euro an Parteienförderung. Wie viel davon fließt heuer in den Nationalratswahlkampf?

Joachim Aigner

Soviel, wie laut Oberösterreichs Parteienfinanzierungsgesetz möglich ist.

Max Miller

Und wie viel Prozent macht die MFG bei der Nationalratswahl im Herbst?

Joachim Aigner

Ich gehe von einem realistischen Potential beim jetzigen Erstantritt von 6 % aus.

Max Miller

Herr Aigner, danke für den Chat!

Joachim Aigner

Gerne 🙂

Max Miller

Max Miller

ist seit Mai 2023 Innenpolitik-Redakteur bei profil. Schaut aufs große Ganze, kritzelt gerne und chattet für den Newsletter Ballhausplatz. War zuvor bei der „Kleinen Zeitung“.