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Steirischer SPÖ-Chef Lang: „Straffällig gewordene Aslywerber müssen abgeschoben werden“

Der steirische SPÖ-Chef Anton Lang sieht seine Partei im Kopf-an-Kopf-Rennen um den ersten Platz in der Steiermark – und will nach der Wahl auch mit der FPÖ Gespräche führen.

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In der Nacht haben die USA ihren neuen, alten, Präsidenten wiedergewählt. Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat dem republikanischen Kandidaten Donald Trump bereits vor dem finalen Ergebnis zu seinem Sieg gratuliert. Gut möglich, dass Nehammer am 24. November weniger Grund zur Freude hat: Da wählt die Steiermark einen neuen Landtag und der amtierenden Volkspartei drohen einmal mehr schwere Verluste. Profitieren dürften davon vor allem die Freiheitlichen. Doch auch die SPÖ macht sich Hoffnungen auf den Sessel des steirischen Landeshauptmannes, ganz nach dem von Parteichef Anton Lang herausgegebenen Motto: Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte.

Wie er seine Partei in drei Wochen zum Wahlsieg führen will, was die steirische SPÖ von der Bundespartei unterscheidet und warum er eine Koalition mit der FPÖ nicht ausschließt, erklärt der steirische SPÖ-Chef Anton Lang im Chat:

Max Miller

Die SPÖ war bei der Nationalratswahl in der Steiermark besonders schwach, bei der Landtagswahl könnten Sie nur Dritter werden. Wieso eigentlich?

Anton Lang

Die derzeitige Stimmungslage zeigt uns in der Steiermark ein anderes Bild als bei der Nationalratswahl. Wir sehen uns auf Augenhöhe mit den anderen beiden Parteien.

Max Miller

Was hebt die rote Stimmung in der Steiermark, das bei der Nationalratswahl noch gefehlt hat?

Anton Lang

In den letzten fünf Jahren hat man in der Steiermark sehr deutlich in der Regierungsarbeit die sozialdemokratische Handschrift gespürt, wodurch viele Themen wie zum Beispiel die Sozialstaffel in Kinderkrippen umgesetzt werden konnten.

Anton Lang

Die Sozialdemokratie steht für eine stabile und verlässliche Politik in der Steiermark.

Max Miller

Wieso haben Sie dann der Bundes-SPÖ den Weg in die Opposition empfohlen?

Anton Lang

Das ist so nicht richtig. Ich habe immer gesagt, eine Regierungsbeteiligung ist für die Sozialdemokratie nur dann sinnvoll, wenn sozialdemokratische Eckpfeiler eingeschlagen werden können.

Anton Lang

Grundsätzlich muss es immer Ziel der SPÖ sein zu gestalten. Das ist nur in einer Regierung möglich. Ich bin nur gegen regieren um jeden Preis.

Max Miller

Welche Eckpfeiler muss die SPÖ jetzt jedenfalls einschlagen - im Bund wie in der Steiermark?

Anton Lang

Im Bund zum Beispiel: Der Pensionsanspruch nach 45 Beitragsjahren. 

Anton Lang

In der Steiermark haben wir einen klaren Plan zum Ausbau der Kinderbildung und -betreuung vorgelegt. Zudem setzen wir auf den weiteren Ausbau der Infrastruktur in allen Regionen (Öffis, Straßen und Radwege). Einen Schwerpunkt setzen wir auch im Bereich des leistbaren Wohnbaus. 

Anton Lang

Wichtig für uns ist die Gesundheitsversorgung in allen Regionen durch z.B. Primärversorgungszentren zu sichern.

Max Miller

Innerhalb der SPÖ stehen Sie auch für eine härtere Linie in Migrationsfragen. Was ist denn so eine harte Lang-Ansage?

Anton Lang

Ich bin der Meinung, dass es wichtig ist, Probleme zu diesem Thema offen und ehrlich anzusprechen.

Anton Lang

Für uns ist wichtig, dass alle die bei uns sind, Deutschkurse belegen, für Kinder ab dem dritten Lebensjahr eine Sprachstandsfeststellung gemacht wird und bei Deutschdefiziten ein zweites Kindergartenjahr verpflichtend zu absolvieren ist.

Anton Lang

Und es muss klar sein, dass sich jeder der zu uns kommt unsere Werte und Kultur respektieren muss.

Max Miller

Die FPÖ plakatiert Abschiebe-Flieger. Da werden Sie mit mehr kostenloser Bildung für nicht-deutschsprachige Kinder schwer mithalten können.

Anton Lang

Ich stehe für verlässliche und gewissenhafte Politik, für ein Miteinander und nicht für Hetzen und Spalten der Gesellschaft. Daher sind solche populistischen Forderungen nicht mein Stil. Klar ist für mich dennoch, dass straffällig gewordene Aslywerber abgeschoben werden müssen.

Max Miller

Sie sagen, dass Sie mit allen Parteien reden möchten. Würden Sie den steirischen FPÖ-Chef Mario Kunasek zum Landeshauptmann wählen?

Anton Lang

Jetzt geht es einmal darum am 24. November erfolgreich zu sein. Die stimmenstärkste Partei wird in der Steiermark Gespräche führen, alles weitere werden wir sehen. Die steirische SPÖ wird niemanden von Gesprächen ausschließen.

Max Miller

Aber würden Sie grundsätzlich mit Kunasek koalieren? Das ist doch bestimmt auch für Ihre Wähler:innen relevant.

Anton Lang

Wie gesagt: Ich werde mit allen sprechen aber vor dem 24. November über Koalitionsvarianten zu sprechen ist nicht mein politischer Stil. Klar ist aber für mich: Nachdem wir in den letzten fünf Jahren eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der steirischen ÖVP gehabt haben, dass sie für uns auch der erste Ansprechpartner sein wird.

Max Miller

Kunasek wird von der Staatsanwaltschaft Klagenfurt als Beschuldigter in der Grazer Finanzaffäre geführt. Er bestreitet die Vorwürfe, etwa, sich an Parteigeldern der FPÖ bereichert zu haben. Aber: Kann der FPÖ-Chef aus Ihrer Sicht während des Verfahrens Regierungsverantwortung tragen?

Anton Lang

Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, werde ich mich dazu nicht äußern.

Max Miller

Letzte Frage, ganz ohne FPÖ: War es der größte politische Fehler Ihres Vorgängers, nach der Wahl 2015 der ÖVP den Landeshauptmann zu überlassen, obwohl die SPÖ auf Platz eins war?

Anton Lang

Das ist fast zehn Jahre her und für mich daher Vergangenheit. Ich blicke optimistisch in die Zukunft und bin überzeugt davon, dass wir nach der Wahl als steirische SPÖ wieder den Landeshauptmann stellen werden.

Max Miller

Aus der Vergangenheit kann man ja lernen. Ich lese da heraus, dass Sie den Landeshauptmann nicht noch einmal aufgeben würden?

Anton Lang

Wenn wir den ersten Platz einfahren werden wir auch den Anspruch auf den LH stellen.

Max Miller

Herr Lang, danke für den Chat!

Anton Lang

Vielen Dank und lG aus der Steiermark

Max Miller

Max Miller

ist seit Mai 2023 Innenpolitik-Redakteur bei profil. Schaut aufs große Ganze, kritzelt gerne und chattet für den Newsletter Ballhausplatz. War zuvor bei der „Kleinen Zeitung“.