Totschnig im Chat: "Riesige Industrie-Lobby" hinter Laborfleisch
Was beim Essen auf den Tisch kommt, sorgt für politische Diskussion. Am gestrigen Dienstag befasste sich laut einem Bericht der „Kleinen Zeitung“ der Agrarausschuss des Kärntner Landtages mit künstlichem Fleisch und befand einstimmig, dass Fleisch aus dem Labor in Kärnten nicht erlaubt sein soll. Nächste Woche stimmt der Landtag final darüber ab.
Laborfleisch wird aus Stammzellen von Tieren hergestellt, die wiederum aus Muskelgeweben etwa von Kälbern entzogen werden. In einem Behälter werden sie dann mit einer Nährlösung angereichert und vermehrt. Mit Produkten auf Basis von Soja- oder Erbsenprotein hat Laborfleisch nichts gemein.
Viele Experten sehen darin die Zukunft des Fleischkonsums, zumal hierzulande besonders viel Fleisch gegessen wird. Das sei schlecht für Gesundheit und Klima. Das Sozialministerium empfiehlt maximal 3 Portionen fettarmes Fleisch oder fettarme Wurstwaren (300 – 450 g pro Woche). Laut dem Tierschutz-Verein „Vier Pfoten“ verspeisen Österreicher:innen im Jahr knapp 60 Kilogramm Fleisch pro Kopf – etwa vier Mal so viel.
Dabei scheinen manche neugierig auf neue Ernährungsformen zu sein. Kürzlich veröffentlichte der Thinktank YouGov eine Umfrage (beauftragt von Good Food Institute Europe), die auf viel Empörung stieß: 63 Prozent der Menschen in Österreich seien demnach für eine Zulassung von Laborfleisch, sofern es für sicher befunden wurde. 42 Prozent der Befragten würden Laborfleisch zumindest einmal probieren. Der Bauernbund zweifelte allerdings an der Seriosität der Umfrage.
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) gab zu bedenken, dass die Auswirkungen der Zutaten für diese Fleischalternative noch nicht erforscht seien. Im Chat-Interview erklärt der 49-Jährige, warum er lieber AMA-zertifizierten Produkten vertraut – auch wenn das Siegel in der Vergangenheit nach Missständen in ausgezeichneten Betrieben unter Kritik geriet – und warum er beim Essen trotzdem experimentierfreudig ist.