Ramona Maria Kordesch
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Ramona Maria Kordesch und Markus Bürger: „Nachhaltigkeit einfordern“

Markus Bürger und Ramona Maria Kordesch vom Österreichischen Rat für Nachhaltige Entwicklung über die Verantwortung des Einzelnen.

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Zu den Personen

Markus Bürger ist Generalsekretär des Österreichischen Rats für Nachhaltige Entwicklung, Ramona Maria Kordesch ist bei dieser Nichtregierungsorganisation Director für Internationale Kooperationen und Entwicklung. Der als gemeinnütziger Verein organisierte Rat setzt sich mit Chancen und Risiken der Nachhaltigkeit auseinander; in Projekten sollen die Ziele der UN-Agenda 2030 unterstützt werden.

Portfolio: Die Kernfrage bei der Nachhaltigkeit ist, wie jeder Einzelne etwas beitragen kann – Bürger und Unternehmen. Reicht es nicht, die Vorgaben des Staats zu erfüllen?

Markus Bürger: Die Klimaziele des Übereinkommens von Paris und die 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen können nur gemeinsam erreicht werden. Staatliche Anstrengungen allein reichen nicht aus. Es bedarf auch der Verantwortung privater Akteure wie zum Beispiel Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen, also jedes Einzelnen von uns.

Stichwort Privatpersonen: Können Konsumenten über ihre Kaufentscheidungen etwas bewirken?

Bürger: Es hängt wie immer von Angebot und Nachfrage ab. Ich bin davon überzeugt, dass die Konsumenten durch ihre Kaufentscheidungen massiv die Produktion und das Angebot nachhaltiger Produkte positiv beeinflussen. Ich denke an die regionalen Produkte, die schon heute von vielen Konsumenten nicht nur gefordert werden, sondern den Vorzug bei der Entscheidung erhalten. Jede zweite Kaufentscheidung in Österreich ist bereits vom Nachhaltigkeits-Engagement der Unternehmen beeinflusst. In Deutschland unterstützt das erst kürzlich verabschiedete Lieferkettengesetz eine nachhaltige Lieferkette und greift zum Beispiel das Problem der Menschenrechte auf. Das Gesetz verpflichtet Unternehmen, die Achtung der Menschenrechte auch in ihrer Lieferkette sicherzustellen und bei Verstößen Abhilfemaßnahmen zu ergreifen. Das Gesetz hat das Potenzial, Millionen von Kindern und Familien in Entwicklungs- und Schwellenländern bessere Lebenschancen und Zukunftsperspektiven zu geben. Handel und Produktionsunternehmen, aber auch die Politik, stehen vor großen Herausforderungen. Diesen Spagat zu bewältigen und Transformationsprozesse ganzheitlich einzuleiten und das große Ganze zu sehen, ist eine große Aufgabe. Der Blick auf Österreich alleine ist zu eng gefasst.

Wie kann man über die Bildung, beginnend im Kleinkindalter, die Einstellung zur Nachhaltigkeit verbessern? Oder soll man das den Eltern überlassen?

Ramona Maria Kordesch: Die Österreicher fühlen sich über Nachhaltigkeit und was dazu zum Beispiel in Unternehmen getan werden kann, nicht ausreichend informiert. Mehr als die Hälfte der Österreicher  fühlen sich wenig bis viel zu wenig über Nachhaltigkeit informiert, das zeigt eine Umfrage von uns. Der Auftrag an die Politik und die öffentliche Hand lautet: mehr Kommunikation und Information sowie öffentliche Unterstützung von Nachhaltigkeitsprojekten und Aus- bzw. Fortbildungsprogrammen.

Wir sind im täglichen Leben mit vielen Entscheidungen konfrontiert, die sich auf Klima und Gesellschaft auswirken – etwa bei der Wahl der Verkehrsmittel. Überfordert uns das nicht?

Bürger: Ja es überfordert manche Menschen, einerseits wegen mangelnder Aufklärung und Bildung sowie Information zu den vielen Themen der Nachhaltigkeit, andererseits werden zu viele Horrorszenarien skizziert und zu wenig die Chancen und Möglichkeiten der handelnden Akteure aufgezeigt. Man kann das Glas halb voll oder halb leer sehen. Ich setze mich für ersteres ein.