„Innovation ist jetzt wichtig“
Was fasziniert Sie selbst an der Person Wilhelm Exner?
Peter Lieber: Er schaffte mit seinen Errungenschaften vor dem ersten Weltkrieg die Brücke zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Bildung. Österreich hat damit international für Furore gesorgt und bis heute werden wir um unser Bildungssystem beneidet.
Was ist das Besondere an der Exner-Medaille?
Wir anerkennen Leistungen und Innovationen, die tatsächlich im Markt ankommen. Wir sind als Gewerbeverein ja dem Unternehmertum verpflichtet. Wichtig ist heute speziell die Verwertbarkeit von Forschung, denn Innovation ist für Unternehmen gerade jetzt wichtig.
Weshalb gerade jetzt?
Für Österreichs Wirtschaft ergeben sich in bestimmten Nischen große Chancen, dafür können Unternehmerinnen und Unternehmer aktuelle Forschungsergebnisse nutzen. Allerdings sehe ich bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen gewisse Berührungsängste gegenüber der Forschung. Ich bin aber sicher, dass beispielsweise auch ein Tischlereibetrieb neue Werkverfahren einsetzen kann. Österreichs Wirtschaft sollte nicht nur adaptieren, sondern vor der großen Technologieschwelle schwimmen.
Wie ist generell die Einstellung in Österreich gegenüber der Forschung?
Es gibt eine gewisse Skepsis. Viele Unternehmen glauben, dass eine Innovation bei der Firmengründung genug ist und sie sich darauf ausruhen können. Aber man muss proaktiv arbeiten und die Rahmenbedingungen dafür haben sich zuletzt verbessert, etwa durch die Innovationsprämie.
Gibt es Parallelen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft?
Die Hartnäckigkeit, es unbedingt schaffen zu wollen, ist eine große Parallele zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ¬– das sehen wir ja am Beispiel der heurigen Preisträgerin Katalin Karikó. Aber auch Selbstreflexion ist wichtig: Was habe ich falsch gemacht, was kann ich besser und anders machen?