Jeder profitiert von der Digitalisierung
Wirtschafts- oder Wissenschaftsstandort: Wo würden Sie Wien positionieren?
Wien ist sowohl Wirtschaftsmotor als auch In-novationsmetropole. Wirtschaft und Wissenschaft gehen meist Hand in Hand und ergänzen sich im besten Fall. Der Wirtschaftsstandort Wien lebt von einer starken Industrie- und KMU-Landschaft. Verbunden damit sind die Wissenschaft und die Forschungscommunity, die dafür sorgen, dass wir uns mit laufenden Innovationen und Forschung im internationalen Vergleich behaupten können. Österreich hat im internationalen Vergleich gesehen eine sehr interessante Forschungsförderungslandschaft, die dazu führt, dass Konzerne Forschungsprojekte hier ansiedeln.
Inwiefern gehen Wirtschaft und Wissenschaft in Wien Hand in Hand?
Mit einer Quote von 5,6 Prozent der Beschäftigten in Forschung und Entwicklung belegt Wien Platz 3 der 241 EU-Regionen. Österreich ist im europäischen Vergleich ein Land mit hohen Lohn- und Lohnnebenkosten. Es ist für uns daher umso wichtiger, über Forschung und Innovation zu punkten. Allein bei Siemens arbeiten in Österreich rund 580 Forscher*innen und Entwickler*innen. Sie arbeiten an Lösungen für die Energiezukunft im urbanen Raum oder aber an Lösungen für eine energieeffiziente Industrieproduktion. Ihr Ziel ist es, gemeinsam mit Partnern aus unserem Ökosystem jene Technologien, die es für den digitalen Wandel in der weltweiten Industrie und Infrastruktur benötigt, zu erkennen, weiterzuentwickeln und nutzbar zu machen.
Sie sind eine flammende Befürworterin der Digitalisierung. Wo sehen Sie die größten Vorteile, und warum benötigt ein solider Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort diese?
Eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist der Klimawandel. Wir haben durch die Digitalisierung die Möglichkeit, die Energieeffizienz zu erhöhen und Prozesse wie die industrielle Produktion klimafreundlicher zu gestalten. Dafür braucht es das notwendige Know-how. Ein Thema, das früher oder später jede Region der Welt intensiv beschäftigen wird.
Was halten Sie Skeptiker*innen der Digitalisierung entgegen?
Die Digitalisierung ist heute aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Jeder von uns profitiert von der Digitalisierung wie etwa auch von künstlicher Intelligenz. Dennoch gilt es, Sorgen und Ängste ernst zu nehmen. Technologie muss den Menschen dienen und sie in die Lage versetzen, bessere, schnellere Entscheidungen zu treffen. Sie kann die Arbeit erleichtern und Prozesse beschleunigen. Aber eines wird ihr immer fehlen, und das ist der menschliche Aspekt – sei es beim Kontakt zu Kunden oder auch intern zu den Mitarbeitenden.
Was braucht es in Wien, um sich in Sachen Digitalisierung international zu behaupten? Und was wird schon getan?
Wien fördert eine lebendige Start-up-Szene, bietet eine Vielzahl an Bildungsmöglichkeiten und hat eine rege Forschungscommunity, die den internationalen Vergleich nicht scheuen muss. Zusätzlich braucht es neue Schwerpunkte in Bildung, Forschung und Entwicklung – und zwar vom Kindergarten bis zur Hochschule. Ich wünsche mir zum Beispiel mehr praxisnahe Ausbildung und dass MINT-Themen im Kontext der aktuellen Herausforderungen noch stärker als bisher in den Vordergrund rücken.
Wenn Sie einen Blick in die Zukunft wagen: Wo sehen Sie Wien in einigen Jahren?
Ich wünsche mir weiterhin eine weltoffene und lebenswerte Stadt, die Fachkräfte aus den verschiedenen Branchen anzieht, und den Mut hat, alle Stakeholder an einen Tisch zu bringen, um gemeinsam an dringenden Zukunftsthemen, wie der Energiewende, zu arbeiten.