Entgeltliche Kooperation

Jugendliche für Forschung begeistern

Instagram, YouTube und TikTok – das sind die sozialen Medien, die bei Jugendlichen hoch im Kurs stehen. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) will diese Kanäle nun dafür nutzen, um 10- bis 14-Jährigen Wissenschaft näherzubringen. Andreas Bergthaler, Initiator von FÄKT, im Gespräch.

Drucken

Schriftgröße

Sie sind Professor für Molekulare Immunologie an der MedUni Wien. Wie sind Sie auf die Idee von FÄKT gekommen?
Andreas Bergthaler: 2022 habe ich mit dem Österreichischen Jugendrotkreuz eine Online-Seminarserie rund um Fragen zur Pandemie und Impfung organisiert. Sie richtete sich gezielt an Schüler*innen und war erfolgreich. Daraus hat sich der Gedanke entwickelt, die sozialen Medien zu nützen, um Wissenschaft für junge Menschen begreifbarer und nahbarer zu machen.

Warum ist das wichtig?
Zunächst sind es spannende Themen, die Begeisterung auslösen können. In einer immer komplexeren Welt ist es aber auch wichtig, zu verstehen, wie man zu Erkenntnis gelangt und warum selbst die Forschung nicht immer Antworten auf eine Frage findet. Wissenschaftsvermittlung trägt damit auch zur Resilienz der Gesellschaft bei, damit wir alle mit Krisen besser umgehen können. Gerade in Zeiten wie diesen, denke ich, kann man damit gar nicht früh genug beginnen.

Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Andreas Bergthaler

Professor für Molekulare Immunologie an der MedUni Wien und Initiator von FÄKT

Was genau ist FÄKT?
FÄKT ist eine neue Initiative, die Forschungsthemen in Form von kurzen Videos für Jugendliche spannend und qualitätsgesichert aufbereitet. Gezielt möchte FÄKT damit auch junge Menschen ansprechen, die ansonsten eher selten auf solche Themen stoßen. Es ist klar, dass in sechs Minuten nicht alle Facetten und die Komplexität eines Forschungsthemas wiedergegeben werden können. Aber man kann FÄKT wie eine positive Einstiegsdroge sehen: Es wird die Neugierde der Jugendlichen geweckt, dadurch tiefer in die Materie einzudringen. Meine vielleicht naive Vision ist, dass die Schüler*innen irgendwann zu den Lehrer*innen gehen und sagen: „Ich habe was Spannendes in FÄKT gesehen. Können wir dazu nicht eine Stunde machen?“ Deshalb bietet FÄKT auf der Bildungsplattform Edutube auch weiterführendes Begleitmaterial für Lehrer*innen an, um den Unterricht mit aktuellen Forschungsthemen mit Bezug zu Österreich anzureichern.

FÄKT ist eine neue Initiative, die Forschungsthemen in Form von kurzen Videos für Jugendliche spannend und qualitätsgesichert aufbereitet. 

Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Andreas Bergthaler

MedUni Wien

FÄKT wird auf verschiedenen Social-Media-Kanälen ausgespielt?
Genau. Die Jugendlichen halten sich vorwiegend auf Plattformen auf, wo man mit kurzen Videos Themen bespielt. Natürlich lässt sich die Gefahr dieser Plattformen ernsthaft diskutieren: So stehen dahinter kommerzielle Unternehmen, die mit unseren Daten arbeiten. Auch sind Social Media bekannt für teilweise gezielte Meinungsmanipulation und Fake News. Gleichzeitig ist es eine Tatsache, dass unsere Jugendlichen sehr viel Zeit auf diesen Plattformen verbringen. Mit FÄKT geht die ÖAW daher bewusst einen mutigen Schritt auf Jugendliche zu, um ihnen exzellente Wissenschafter*innen vorzustellen und faktenbasierte Themen in einem attraktiven Format 
anzubieten.

Wie ist FÄKT aufgebaut?
Geplant sind 25 bis 30 Episoden, in denen je ein*e Wissenschafter*in vorgestellt wird. Jede Episode besteht aus einem Langvideo mit ca. sechs Minuten und zehn 30-sekündigen Videos. Soziale Medien müssen regelmäßig gefüttert werden, es reicht nicht, einmal im Monat einen Inhalt hochzuladen. So erscheint alle paar Wochen eine neue Episode, flankiert von kurzen Videos. FÄKT wird von zwei tollen, jungen Hosts moderiert, die österreichische Wissenschafter*innen und ihre Forschung vorstellen. Dabei wird mit 3D-Grafiken, knalligen Farben und Worteinblendungen gearbeitet, wie es den Sehgewohnheiten der Jugendlichen entspricht. Die Hosts besuchen die Forscher*innen in ihren Labors oder am Arbeitsplatz. Darüber hinaus sind Games geplant und die Möglichkeit, den Wissenschafter*innen Fragen zu stellen, die in Videos beantwortet werden. Insgesamt wollen wir mit FÄKT eine vertrauenswürdige Marke kreieren, einen Kanal, wo Jugendliche mit Forscher*innen in Kontakt treten können und mehr über aktuelle Themen aus allen Forschungsbereichen lernen.

Julia Winkler und Miso Tschak, Hosts von FÄKT

Wie werden die Wissenschafter*innen ausgewählt?
In einem offenen Call können sich Interessierte mit einem kurzen Video bei uns bewerben. Voraussetzung ist, dass sie schon ein Forschungsprojekt erfolgreich eingeworben haben. Natürlich sollten sie interessiert sein an Wissenschaftskommunikation und auch Talent haben, Forschung verständlich und spannend zu erklären. Die Videos werden auf Deutsch produziert, werden aber auch mit Untertiteln in verschiedenen Sprachen angeboten, um noch mehr Jugendliche anzusprechen. FÄKT bietet somit ein niederschwelliges Angebot für Jugendliche in ganz Österreich, um Forscher*innen und deren spannende Themen kennenzulernen.