Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung
von Robert Prazak
Lebensmittelverschwendung und deren Auswirkung auf das Klima ist in den vergangenen Jahren immer stärker ins Bewusstsein gerückt. Doch es könnte noch viel mehr dagegen unternommen werden. Der gemeinnützige Verein Mut redet nicht nur, sondern tut etwas. Der Verein ist bereits seit 2016 in dieser Hinsicht aktiv – damals war das Retten von Nahrung noch etwas Ungewöhnliches. „Vor wenigen Jahren war der Diskurs über Lebensmittelverschwendung noch ein absolutes Nischenthema“, sagt Alex Maier, Projektleiter von Mut. Das hat sich geändert, nicht zuletzt dank der Arbeit des Vereins. Begonnen hatte es mit einem öffentlich zugänglichen Kühlschrank im Vereinszentrum in Wien. Nun betreibt der Verein den Gratis-Greißler in Wien-Wieden, in dem monatlich im Schnitt fünf Tonnen gerettete bzw. gespendete Lebensmittel verteilt werden. Das war und ist in schwierigen Zeiten besonders wichtig, denn mehr Menschen geraten in eine finanziell prekäre Lage. Das Geld reicht dann oft nicht mal für die Versorgung mit Genießbarem.
Seit dem Frühjahr betreibt der 2005 gegründete Verein sogar eigene Ackerflächen im Marchfeld, die biologisch bestellt werden. Maier erklärt die Hintergründe: „Gerade für Menschen in Notsituationen ist es sinnvoll, wenn sie hochwertige Nahrungsmittel erhalten, die ihren Körper auch wirklich mit wichtigen Nährstoffen stärken.“ Diese Erkenntnis führte zunächst zu dem Versuch, die Bioquote bei geretteten Lebensmitteln zu erhöhen – doch das ist laut Maier „kaum geglückt“. Daher hat der Verein begonnen, auf einer von einem Biobauern zur Verfügung gestellten Ackerfläche selbst Gemüse auf biologische Weise anzubauen. Das geerntete Gemüse sowie Kräuter werden über den erwähnten Gratis-Greißler verteilt oder an andere gemeinnützige Organisationen weitergegeben, die etwa für obdachlose Menschen kochen.
Dahinter steckt auch die Erkenntnis, dass biologische Lebensmittel für Menschen in prekären Situationen kaum leistbar sind. Die biologische Landwirtschaft ist ja aufwendiger als der konventionelle Anbau, denn die Bauern verzichten weitgehend auf chemische Hilfsmittel zugunsten der Biodiversität, meint Maier. „Der vermehrte Arbeitsaufwand spiegelt sich dann am Preisetikett im Supermarkt wider.“ Daher sei der biologische Anteil im Lebensmittelmüll auch gering. Für ihn stellen sich eher andere Fragen: „Wir sollten eher hinterfragen, wie ein ganzes Brathuhn für 3,50 Euro verkauft werden kann? Die Landwirte müssen sehr viele Hühner billig füttern und schnell schlachten, um einen Gewinn zu erzielen.“ Bei der Verschwendung sei es aber generell zu wenig, sich auf die Produzenten oder den Handel zu verlassen. Die Summe der Lebensmittelabfälle durch den Handel ist nämlich wesentlich geringer als die Verschwendung der privaten Haushalte. „Wir haben es also selbst in der Hand.“