Mehrweg als Gamechanger?
Coca-Cola setzt in Österreich mit der interaktiven Veranstaltungsserie „Coca-Cola Real Talk“ auf transparenten Dialog und diskutierte am Donnerstagabend im Wiener Innovation Hub weXelerate mit Expert:innen vor rund 60 Gästen und via Livestream über die Vorteile und Herausforderungen von verbindlichen Mehrweglösungen.
Sind Ein- und Mehrwegpfand die Zukunft?
Im Fokus stand dabei die verbindliche Mehrwegquote ab 2024, auf die sich die gesamte Getränkeindustrie derzeit vorbereiten muss. Moderiert von Sandra Baierl, setzte sich das hochkarätige Podium dabei mit vielfältigen Aspekten auseinander – vom ökologischen Fußabdruck der verschiedenen Gebinde, der Produktqualität, Ästhetik und Kulinarik bis hin zur logistischen und infrastrukturellen Komplexität des Mehrwegsystems. Denn gerade für Diskonter bedeutet die Einführung der Mehrwegquote 2024 und des Einwegpfands 2025 auch hohe Investitionskosten.
Die REWE Group in Österreich investiert rund 70 Millionen Euro, um das Mehrwegsystem und Einwegpfand auf Schiene zu bringen.
So machte Robert Nagele, Vorstand der Billa AG, darauf aufmerksam, dass die Investitionen auch etliche Herausforderungen mit sich bringen: „Wir als Händler haben stets auf Mehrweg gesetzt und unser Sortiment stark ausgeweitet. Was Mehrweg betrifft, sehen wir allerdings auch, dass die tatsächliche Nachfrage und das Kaufverhalten mit dem aktuellen Angebot derzeit noch nicht ganz mithalten. Die Konsument:innen setzen nach wie vor stark auf Einweg. Man wird sehen, ob das Thema Einwegpfand auch hinsichtlich des gleichen Rückgabeprozesses ein Gamechanger wird. Neben Mehrweg wird recyceltes PET-Material dann sicher eine ökologische Alternative.“
So wird das Mehrwegsystem noch effizienter
Herbert Bauer, General Manager bei Coca-Cola HBC Österreich, sieht viele unterschiedliche Wege, wie man Nachhaltigkeit in der Getränkebranche umsetzen kann. „Im Sinne eines ausgewogenen und nachhaltigen Verpackungsmixes ist Mehrweg seit Jahren fixer Bestandteil unseres Portfolios, zu dem auch recycelbare Verpackungen wie Aluminium-Dosen und PET-Flaschen gehören", so Bauer. „Werden PET-Flaschen zu 100% recycelt, haben auch diese Verpackungen ihre Berechtigung.“
Für die Mehrwegquote 2024 sieht Bauer das Unternehmen gut gerüstet und bestätigte, dass das Angebot an Mehrwegprodukten von den Kund:innen prinzipiell sehr gut angenommen wird: „Beste Voraussetzungen dafür haben wir mit unserer neuen Mehrwegglas-Abfülllinie am lokalen Standort Edelstal geschaffen. Im Zuge einer 12 Millionen umfassenden Investition konnten wir mit der 0,4 Liter Mehrwegglasflasche auch ein neues Verpackungsformat für den Handel einführen.“ Um das Mehrwegsystem effizienter zu gestalten, geht der Getränkehersteller zudem neue Wege.
Auch wenn die ikonische Flaschenform bei Marken wie Coca-Cola natürlich eine große Rolle spielt, haben wir mit einer standardisierten 1 Liter Flasche, die auch bei Fanta und Sprite eingesetzt wird, den Mehrwegprozess weiter optimiert.
Im Handel sei die Rücklaufquote von Mehrwegflaschen derzeit noch ausbaufähig. Wenn die Flaschen in guter Qualität wieder zurückgegeben werden, würde das System noch effizienter werden.
„Wer Glas sagt, muss auch Mehrweg sagen“
Christian Pladerer, Geschäftsführer und Vorstand des Österreichischen Ökologie Instituts, sieht durch die gesetzlichen Rahmenbedingungen in Österreich eine günstige Situation für die Getränkeindustrie, richtige und wichtige Mehrwegsysteme in den Markt zu bringen. „Sobald das System regional in einem vernünftigen Konnex aufgestellt ist, was in Österreich möglich ist, macht es aus Sicht des Klimaschutzes sehr viel Sinn“, so Pladerer. Wir Konsument:innen hätten nun die Chance, diese politische Entscheidung aktiv zu treffen. „Die Einwegglasflasche hat den Nachteil, dass sie energieintensiv produziert wird. Wer Glas sagt, muss daher Mehrweg sagen. Normflaschen, wie es sie in der Bierindustrie bereits seit vielen Jahren gibt, würden das Mehrwegsystem noch effizienter gestalten“, so Pladerer.
Ein weiterer spannender Punkt ist die Gastronomie: Hier hat Mehrweg bereits einen großen Stellenwert. „Der Vorteil liegt darin, auf eine eingespielte Logistik zurückgreifen zu können“, analysierte Martina Hohenlohe, Herausgeberin Gault & Millau und Mein Kochsalon. „Als Konsument:in wird es schwieriger und man überlegt sich jede Glasflasche dreimal, bevor man sie mühsam nach Hause transportiert.“ In der Gastronomie ist die Glasflasche – egal ob Einweg oder Mehrweg – hingegen unverzichtbar.
Die Glasflasche macht am Tisch einfach etwas her, sie gibt ein gutes Gefühl und man weiß, was man bekommt. Die unverwechselbare Präsentation spielt besonders im Weinsektor eine große Rolle, auch wenn man in diesem Bereich bezüglich der Einwegthematik sicher neue Lösungen finden muss.
Mit einer Rohstoffwende zur Energiewende
Abschließend fasste Karl Kienzl, Obmann von CEOs FOR FUTURE, die Diskussion zusammen und attestierte dem Mehrwegsystem Vorbildfunktion: „Unsere Plattform mit mehr als 70 Unternehmen unterstützt Transformation hin zu einer klimaneutralen, umwelt- und rohstoffschonenden Wirtschaft und Gesellschaft.“ Die Mehrwegthematik sei dabei ein wichtiger Bereich. „Mit einer Rohstoffwende schaffen wir eine Energiewende. Das Mehrwegthema kann beispielgebend sein - der heutige Abend zeigt, wie wichtig der Dialog ist. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen, wo auch Lieferketten unterbrochen werden, sehen wir, dass Mehrweg und Wiederverwendung an Stellenwert gewinnen“, so Kienzl.
Coca-Cola Real Talk
Real Talk ist eine europaweite Veranstaltungsreihe von Coca-Cola. In regelmäßigen Diskussionsformaten mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft stellt sich Coca-Cola selbstkritisch Fragen zum Thema Nachhaltigkeit, dem eigenen Portfolio und der unternehmerischen Verantwortung. Zusätzlich zur Live-Veranstaltung konnte der Real Talk auch via LinkedIn mitverfolgt werden und ist als Nachschau auf www.coca-cola.com/at/de zu sehen. Kooperationspartner des Coca-Cola Real Talk in Österreich sind der KURIER und das Nachrichtenmagazin profil.
Weitere Informationen zu den aktuellen Nachhaltigkeitsinitiativen sind im Nachhaltigkeitsbericht zusammengefasst, der auf www.coca-colahellenic.at zum Download abrufbar ist.