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Stärkung der Kreislaufwirtschaft

Um umweltfreundlicher und wettbewerbsfähiger zu werden, forciert die Europäische Union das Recyceln von Abfällen. Das Christian Doppler Labor für recyclingbasierte Kreislaufwirtschaft an der TU Wien forscht unter der Leitung von Jakob Lederer an Verbesserungsmöglichkeiten.

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Was sieht das EU-Kreislaufwirtschaftspaket vor?

Jakob Lederer: Grundsätzlich hat dieses zum Ziel, Europa umweltfreundlicher, wettbewerbsfähiger und unabhängiger von Rohstoffimporten zu machen. Es gibt ein ganzes Bündel an Maßnahmen, um dies zu erreichen. Eine davon ist, die Primärrohstoffe,  die aus natürlichen Vorkommen gewonnen werden, durch Sekundärrohstoffe, die durch Abfallrecycling hergestellt werden, zu ersetzen. Dieser Aspekt in der Kreislaufwirtschaft ist es, mit dem wir uns hauptsächlich beschäftigen.
 

Was genau erforschen Sie?

Es gibt Abfälle, die wir oft nicht im Fokus haben. Ein Beispiel: Mineralische Abbruchabfälle sind nach Bodenaushub der zweitgrößte Abfallstrom in Österreich. Diese entstehen, wenn Gebäude oder Brücken abgebrochen werden. Meist bestehen diese aus Beton und Ziegel. Nun hat sich Österreich das Ziel gesetzt, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Etwa 60 Prozent des Materialkonsums sind Baustoffe wie Beton. Gleichzeitig fallen enorme Mengen an Beton- und Ziegelabbruch an. Recycelt man diesen und setzt ihn etwa im Beton oder Zement ein, kann man den Materialkonsum bei den Baustoffen reduzieren. In dem vom WWTF geförderten Forschungsprojekt TransLoC haben wir in einem komplexen Modell am Beispiel Wien errechnet, was an Baustoffen verbraucht wird und wie viel Beton- und Ziegelabbruch anfällt. Basierend darauf wurden Recyclingszenarien gerechnet. So konnten wir aufzeigen, dass, wenn man aus Beton- und Ziegelabbruch Recyclingprodukte herstellt, die man wieder in Beton – ein Baustoff, der in Wien sehr stark nachgefragt ist – einsetzen kann, man tatsächlich dazu beiträgt, den Materialverbrauch zu reduzieren. Wir arbeiten aber auch daran, was man technisch tun muss, um bei Abfällen Qualität zu erreichen, damit sie dasselbe wie ein Primärrohstoff leisten können. Wir untersuchen derzeit vor allem auch das Recycling von Müllverbrennungsaschen. In ihnen liegt ein großes Potenzial, denn heute werden sie hauptsächlich deponiert. Es ist aber möglich, diese so aufzubereiten, dass Recyclingmaterialien mit sehr niedrigem Schadstoffgehalt hergestellt  werden können. Diese Recyclingmaterialien können Primärrohstoffe ersetzen und somit einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten. 
 

Was kann aus Müllverbrennungsaschen gewonnen werden?

Es landen etwa Metalle, Glas, Steine oder Keramik im Restmüll. Der Restmüll geht in Österreich meist in die Müllverbrennung. Da die zuvor genannten Materialien nicht brennen, bleiben sie als Müllverbrennungsasche übrig. Wir untersuchen, wie man bestehende Recyclingverfahren verbessern und neue Technologien entwickeln kann, um noch mehr Metall, aber auch Glas und saubere mineralische Bestandteile aus Müllverbrennungsaschen zu gewinnen. 
 

Was ist Ihre Vision für die Kreislaufwirtschaft?

An Zero Waste im Sinne, dass wir  keine Abfälle mehr produzieren, glaube ich, ehrlich gesagt, nicht. Erzeugen wir aber Produkte, die möglichst langlebig sind, fallen weniger Abfälle an. Das wäre der erste Schritt. Zweitens ist es auch wichtig, wenn wir schon Abfälle produzieren, dass diese gut recycelbar sein müssen. Und drittens haben wir leider in der Vergangenheit Produkte hergestellt, die gefährlich und nicht recyclingfähig sind. Ein Beispiel wäre Asbest. Abfälle wie dieser sind überwiegend noch eingebaut und werden auch in Zukunft noch auf uns zukommen, obwohl wir sie heute nicht mehr verwenden. Wir werden für diese Abfälle sichere Möglichkeiten der Ablagerung brauchen. Erfüllen wir diese drei Punkte, dann sind wir auf einem guten Weg.