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„Wir müssen gemeinsam beharrlich dranbleiben“

Johannes Höhrhan, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Wien, erklärt, was Wissenschaft für die Stadt Wien bedeutet.

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Mag. Johannes Höhrhan, geboren 1977 in St. Pölten, studierte Betriebswirtschaftslehre an der WU-Wien. Nach zahlreichen Stationen in der Industriellenvereinigung (IV) übernahm er Anfang 2009 die Geschäftsführung der IV-Wien. Zudem ist er Kuratoriumsmitglied im WWTF.

Warum ist Life Sciences für die Stadt und Bevölkerung wichtig?
Viele kennen Wien vor allem als Stadt mit höchster Lebensqualität. Wien ist aber mehr: So verfügt diese Stadt über ein solides wirtschaftliches Fundament mit einem starken produzierenden Sektor – mit über 9.000 produzierenden Unternehmen. Direkt und indirekt sichern diese Unternehmen, darunter viele KMU und über 100 große, industriell produzierende Betriebe über 300.000 Arbeitsplätze. Gerade im Bereich Life Sciences kann sich die Performance Wiens sehen lassen. Daran hängen Jobs und Wertschöpfung in den Unternehmen selbst, gleichzeitig aber etwa auch in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie im Gesundheitssystem. Alles in allem ist dies ein wesentlicher Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg der Technologiemetropole Wien und kommt natürlich allen Wiener:innen zugute.

Beflügelt Life Sciences auch andere Sektoren?
In der Wirtschaft ist kein Sektor eine einsame Insel. Erfolgreiche Unternehmen generieren Wertschöpfung in ihrem Umfeld, sei es in der Logistik oder in der Forschung. Stark vereinfach ausgedrückt: Von einem florierenden Industriebetrieb profitiert selbst der Würstelstand um die Ecke. Also beflügelt der Wiener Erfolg im Bereich Life Sciences auch andere Sektoren. Gerade Life Sciences sind sehr forschungsintensiv – daher ist Wien sowohl für internationale Konzerne und Forscher als auch innovative Start-ups ein interessanter Standort. Nicht nur in den Life Sciences gilt: Wir sind in der Grundlagenforschung schon ganz gut unterwegs. Schwieriger wird es, wenn es darum geht Forschungsergebnisse in Produkte und Lösungen am Standort zu übersetzen. Da müssen wir besser werden. Dabei wäre es wichtig, dass wir uns als Standort noch mehr fokussieren, d.h. unsere Anstrengungen auf wenige, besonders zukunftsträchtige Bereiche konzentrieren. Neben der Digitalisierung ist Life Sciences hier sicher eines der wesentlichsten Stärkefelder der Bundeshauptstadt.

Welche Herausforderungen gilt es dabei zu bewältigen?
Wir haben in allen Branchen ein großes Thema im Bereich Arbeits- und Fachkräfte. Hier müssen wir mit aller Kraft gegensteuern. Daher unterstützen wir zahlreiche Initiativen, die etwa einen stärkeren MINT-Fokus – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – im Bildungssystem fördern, und zwar vom Kindergarten bis zur Hochschule. Wir hoffen, dass damit ein Teil der Fachkräfte, die wir benötigen, aus Österreich selbst kommen werden. Das wäre gut für uns alle – und für die Kinder und Jugendlichen sowieso, denn hier liegen die gut bezahlten und sicheren Jobs von morgen. Das allein wird aber nicht reichen. Wir müssen Spitzenkräfte aus aller Welt anziehen.

Was ist Ihre Vision für die kommenden 25 Jahre?
Wir haben die Vision, Wien noch stärker als Technologiemetropole von Weltrang zu positionieren. Diese Vision teilen wir mit der Stadt Wien, wie wir erst heuer in unserem neuesten gemeinsamen Standortabkommen festgehalten haben. Wir müssen uns weiter auf die relevanten Zukunftsfelder fokussieren und die Attraktivität unserer Stadt als Lockmittel für Fachkräfte und Unternehmen aus aller Welt nutzen. Wien hat viel zu bieten – das sollten wir ausspielen, um in Bereichen wie Life Sciences oder Digitalisierung in der Top-Liga mitzuspielen. Die Voraussetzungen sind vorhanden, wir müssen nur gemeinsam beharrlich dranbleiben!