„Wir vertrauen Google Dinge an, die wir sonst niemandem anvertrauen“
Ein schneller Blick auf Facebook, die Nachrichten online checken oder mit dem Handy die Einkäufe im Supermarkt bezahlen. Die Digitalisierung ist in vielen Bereichen unseres Lebens angekommen. Und, seien wir uns ehrlich, sie erleichtert uns oft das Leben. Aber beeinflusst uns die Digitalisierung auch, vielleicht sogar, ohne dass wir es bemerken? Welche Auswirkungen haben soziale Medien auf das öffentliche Leben? Können sie die Gesellschaft spalten? Diese Fragen – und noch viele mehr – beschäftigen aktuell Kommunikationsforscher*innen. Der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) legt seit 2020 einen Schwerpunkt auf den sogenannten digitalen Humanismus. Ziel ist, den Menschen trotz aller technologischen Fortschritte und Weiterentwicklungen nicht aus den Augen zu verlieren. Um das zu erreichen, fördert der WWTF Forschungsprojekte zum Thema digitaler Humanismus und setzt zahlreiche Initiativen in diese Richtung.
Auch in der ersten Sendung „Spontan gefragt“ steht der digitale Humanismus im Mittelpunkt. Markus Hengstschläger, der Gastgeber, empfängt die Kabarettistin und Schauspielerin Isabell Pannagl, der viele Fragen auf der Zunge brennen. Vor allem die rasante Weiterentwicklung moderner Technologien bereiten ihr Kopfzerbrechen. Wohin geht die Reise, will Isabell Pannagl gerne wissen. Das kann ihr auch die Kommunikationswissenschafterin Sophie Lecheler, die ausgewiesene Expertin auf diesem Gebiet ist, nicht beantworten. „Von wissenschaftlicher Seite kann das kaum untersucht werden, da sich die Digitalisierung so schnell verändert“, betont sie, aber das unglaublich wogende Netz werde sich weiter ausbreiten, so ihre Einschätzung. Von Panikmache hält Sophie Lecheler allerdings nichts. „Als das gedruckte Buch aufkam, machte es den Menschen auch Angst“, betont sie. „Die Angst vor Technologie und was diese mit uns macht, hat es immer schon gegeben.“ Wichtig sei nur, dass man sich bewusst sei, dass die Nutzung sozialer Medien und neuer Technologien einen digitalen Fußabdruck hinterlasse. „Wir vertrauen Google Dinge an, die wir sonst niemandem anvertrauen“, fasst die Wissenschafterin zusammen.
Die Forschung an diesem hochbrisanten Thema gestaltet sich nicht leicht. Die Wissenschaft hat keinen uneingeschränkten Zugang zu Daten, zudem verändert sich das Konsumverhalten ebenso schnell wie sich die Technologien weiterentwickeln. Wie Wissenschafter*innen damit umgehen, welche Auswirkungen die sozialen Medien auf die Selbstwahrnehmung haben und was Social Crawling und ChatGPT bedeuten, diskutieren Markus Hengstschläger, Sophie Lecheler und Isabell Pannagl in „Spontan gefragt“ ebenso, wie den privaten Umgang mit sozialen Plattformen.
„Spontan gefragt“, Donnerstag, 30. März 2023, um 20.15 Uhr auf KURIER TV
Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds
2001 wurde der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) als gemeinnützige Wiener Förderorganisation mit dem Ziel gegründet, die Exzellenz und auch die Relevanz der Forschung in Wien kontinuierlich zu steigern. Seine Hauptaufgabe ist es, herausragende Forschungsarbeiten über kompetitive Forschungsförderung zu unterstützen sowie junge Forscher*innen an den Standort Wien zu binden. Wer unterstützt wird, unterliegt strengen Kriterien: Eine international besetzte Jury entscheidet in einem Auswahlverfahren, welche Projekte substanzielle finanzielle Unterstützung durch den WWTF erfahren. Anträge werden nur nach Ausschreibungen, sogenannten Calls, entgegengenommen, wobei nur zehn Prozent der Einreichungen erfolgreich sind. Seit seinem Bestehen hat der WWTF mehr als 230 Millionen Euro an Forscher*innen ausgeschüttet. Unterstützt werden Projekte aus dem Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie, Kognitionswissenschaften, Life Science sowie Umweltsystemforschung.
Mit „Spontan gefragt“ will der WWTF die Forschung vor den Vorhang holen: In KURIER TV, profil und KURIER werden wichtige wissenschaftliche Themen unserer Zeit verständlich erörtert und zugleich Forschung, die uns alle betrifft, vorgestellt.
Markus Hengstschläger
Univ.Prof. Dr. Markus Hengstschläger studierte Genetik, forschte auch an der Yale University in den USA und ist heute Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik an der Medizinischen Universität Wien. Der vielfach ausgezeichnete Wissenschafter unterrichtet Studierende, betreibt genetische Diagnostik, ist Berater und Bestsellerautor. Er leitet den Think Tank Academia Superior, ist stellvertretender Vorsitzender der österreichischen Bioethikkommission, ist Kuratoriumsmitglied des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds, und war zehn Jahre lang Mitglied des Rats für Forschung und Technologieentwicklung und Universitätsrat der Linzer Johannes Kepler Universität. Hengstschläger ist außerdem Wissenschaftsmoderator auf ORF Radio Ö1 und Autor von vier Platz-1-Bestsellern.
Sophie Lecheler
Univ.Prof. Dr. Sophie Lecheler wurde in Tettnang, Deutschland, geboren und studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München Kommunikationswissenschaft, Psychologie und Interkulturelle Kommunikation. Während ihrer Doktorarbeit „Framing Politics“ ging Sophie Lecheler für Forschungsbesuche in die USA und arbeitete danach an der Universität Amsterdam und der London School of Economics. Seit 2016 hat sie die Professur für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt politische Kommunikation am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien inne. Sophie Lecheler beschäftigt sich mit politischer Kommunikationsforschung, Emotionen in der politischen Kommunikation, politischem Journalismus und Digitalisierung der Nachrichtenproduktion sowie mit experimentellen Forschungsmethoden.
Isabell Pannagl
Schauspielerin, Kabarettistin und Sängerin – Isabell Pannagl ist ein Multitalent. 1990 in Wien geboren, absolvierte sie ein Musical-Studium, das sie 2014 mit Auszeichnung abschloss. Schon während des Studiums startete Isabell Pannagl ihre Karriere als Kabarettistin, wobei ihre Programme durch eine gelungene Mischung aus humoristisch umgetexteten Songs, eigenen Kompositionen und Stand-up-Comedy eine große Fan-Gemeinde gefunden haben. Ihr neues Kabarettprogramm „Neues aus dem Dachgeschoss“ feierte gerade eine fulminante Premiere im Casanova Wien. Auch aus dem Fernsehen ist Isabell Pannagl bekannt – so war sie etwa in „Die Comedychallenge“, „Schnell ermittelt“ oder im Kinofilm „Lovemachine“ zu sehen und ist regelmäßig Gast der Sendung „Die Tafelrunde“. Aktuell tourt sie mit ihrem Solokabarett durch Österreich und Bayern und ist im Kinofilm „Was man von hier aus sehen kann“ zu sehen.