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Startups und KMUS: Durchhalten in der Krise

Pandemie und Inflation haben auch vor der Gründerszene keinen Halt gemacht. Für die Jungen ist der Start ins Unternehmertum eine Herausforderung – in Krisenzeiten umso mehr. Ein Stimmungsbild aus der Branche.

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Österreich verbleibt im Krisenmodus. Sowohl in der Industrie als auch im Baugewerbe stocken die Aufträge. Die heimische Wirtschaft schrumpft nun bereits das vierte Quartal in Folge. Immerhin: Der Rückgang verlangsamt sich – aber die Wirtschaftsleistung sank in den letzten vier Quartalen um bis zu zwei Prozent. Besonders hart trifft es dabei die kleinen Unternehmen, wenn die große Leitbetriebe ins Straucheln geraten. Die Gründerszene stöhnt seit Jahren unter den Belastungen, heute lauter denn je. Ihr Motto in der Krise: Durchhalten!

Zur Gründerszene zählen Startups und junge Unternehmen. Ihre Ideen und Erfindungen sind zukunftsweisend, aber oft schwierig zu finanzieren – klassische Banken bevorzugen Sicherheiten, die viele junge Entrepreneure nicht vorweisen können. Während Technologien wie Mikrochips, Künstliche Intelligenz oder Bio-Tech international gefragt sind, ist es für viele Business Angels und Investoren eine riskante Wette, auf den nächsten großen Durchbruch zu setzen. Hinzu kommt: die düsteren Wirtschaftsprognosen bremsen den Optimismus der vergangenen Jahre.

„Das gesamte Startup-Ökosystem leidet“, erklärt Niki Futter, Vorsitzender der Invest.Austria und Business Angel bei Angels United. Weniger Kapital im Markt führe zu weniger Gründungen. Jene, die trotzdem an ihrer unternehmerischen Vision festhalten, kämpfen gegen die härteren Bedingungen. Dass Gründerinnen und Gründer auf vieles verzichten, um ihr Unternehmen zum Erfolg zu führen, ist verständlich. Doch gerade in Krisenzeiten müsse noch darauf geachtet werden, dass die eigenen Lebensbedürfnisse wie die Familie nicht völlig in den Hintergrund geraten, betont Futter.

Für KMUs ist es dabei von besonderer Bedeutung, vor allem die Eigenkapitalseite ihrer Finanzierung zu stärken

Daniel Horak

Gründer und Geschäftsführer CONDA

Business Angels und Finanzierungsunternehmen sind für aufstrebende Startups wichtiger denn je geworden, denn ohne Kapitaleinsatz stehen die jungen Betriebe schnell vor der Zahlungsunfähigkeit. „Für KMUs ist es dabei von besonderer Bedeutung, vor allem die Eigenkapitalseite ihrer Finanzierung zu stärken", sagt Daniel Horak, CONDA Gründer und Geschäftsführer. Sein Unternehmen verknüpft Investorinnen und Investoren mit aufsteigenden Startups, eine Anlageklasse die in der Finanzwelt immer mehr auf Interesse trifft, denn: „Für Investor:innen ist es entscheidend, sich der potenziellen Risiken bewusst zu sein und dafür ein diversifiziertes Portfolio in ihrem Anlage-Mix zu nutzen." Aber hilft das den jungen Unternehmen durch die Krise?

Markus Höfinger, Geschäftsführer von Accenture Song in Österreich, setzt auf Digitalisierung. Die Pandemie hat deutlich gemacht, welches ungenutzte Potenzial in digitalen Dienstleistungen und Produkten steckt und wie schnell sich Innovationen umsetzen lassen, wenn der Wille und die Notwendigkeit vorhanden sind. Im internationalen Vergleich hat Österreich jedoch auch zwei Jahre nach der Pandemie in den meisten Industrien noch erheblichen Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung.  

Accenture Song unterstützt Unternehmen dabei, ihre digitalen Ideen in Geschäftsmodelle zu formen oder bestehende Modelle zu optimieren. Höfinger betont, dass nicht jedes Produkt zwangsläufig digitalisiert werden kann, aber fast immer lasse sich ein digitales Service hinzufügen, dass das Kundenerlebnis verbessert. Höfinger erläutert ein Beispiel anhand des Anbieters Flixbus: “Sie haben den öffentlichen Busdienst, den es seit fast 200 Jahren gibt, nicht erfunden, aber sie haben die Möglichkeiten der Digitalisierung und der Plattformökonomie genutzt, um das gesamte Erlebnis des Busreisens für die Konsumenten deutlich zu verbessern.”

Die Branche ist im Krisenmodus. Die schwache wirtschaftliche Entwicklung lässt neue Investoren zögern, für die Betriebe heißt es, mit den bestehenden Finanzierungen länger auszukommen und durchzuhalten. Aber ein Ende der Krise ist laut Ökonomen bereits in Sicht.