Länger-Leben-Tipps: Altwerden für Anfänger
Zeit ist Geld. Und Geld ist Lebenszeit. Während wir in Ländern mit hohem Einkommen eine gute Chance haben, unsere Urenkel kennen zu lernen (durchschnittliche Lebenserwartung 2023 laut Statista in Österreich: 81,4 Jahre), erreichen Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen im Schnitt nicht einmal unser gesetzliches Pensionsalter (Lebenserwartung: 64,9 Jahre).
Die Kluft läuft aber auch mitten durch die Gesellschaft: In den USA lebt das reichste Prozent rund 15 Jahre länger als das ärmste, errechnete eine gemeinsame Studie von Forscher:innen aus Stanford, Harvard und vom MIT. Schuld daran: die unterschiedliche Qualität der medizinischen Versorgung und Ernährung und des persönlichen Gesundheitsbewusstseins. Wer sich nicht auf den Wandel hin zu einer gerechteren Gesellschaft verlassen will, kann aber selbst (fast) gratis für sich Vorsorge treffen.
1. Auf der linken Seite schlafen
Sobald die Aorta die Oberseite des Herzens verlässt, wölbt sie sich nach links, ehe sie in den Bauch weiterführt. Darum entlasten wir in linker Seitenlage schlafend das Herz, sagt der US-Gesundheitsexperte John Douillard – denn so hilft die Schwerkraft beim Pumpen und erleichtert den Transport von Nähr- und Abfallstoffen. Auch wer nachts zu Reflux neigt, ist mit dieser Position besser bedient: Magensäure fließt leichter ab, das Sodbrennen wird gelindert.
2. Bücher lesen
Gute Nachricht für Couch-Potatoes: Wer länger leben will, kann einfach in Ruhe ein gutes Buch lesen. Forscher:innen der Yale University erhoben nämlich, dass Bücherwürmer im Schnitt eine zwei Jahre höhere Lebenserwartung haben als Buchstabenmuffel. Bei Vielleser:innen (über 3,5 Stunden pro Woche) ist der Effekt sogar noch um sechs Prozentpunkte größer als bei moderaten Leser:innen (bis zu 3,5 Stunden pro Woche). Welches Genre uns am ältesten werden lässt, wurde nicht erhoben.
3. Ein Ehrenamt ausüben
Dass 3,7 Millionen Österreicher:innen eine Freiwilligentätigkeit außerhalb des eigenen Haushalts ausüben, ist nicht nur löblich, sondern auch gesund. Laut der American Psychological Association lebt bis zu sechs Jahre länger, wer sich im Alter von über 55 Jahren ehrenamtlich engagiert. Der Effekt, den die Forscher bei der Auswertung von 14 Studien aus 25 Jahren berechneten, ist unabhängig von Geschlecht, Ethnie und Gesundheitszustand. Laut Max-Planck-Institut ebenso wirksam: Kinderbetreuung.
4. Ein Haustier haben
Sich um Hund, Katze oder Wellensittich zu kümmern, schützt vor Herz-Kreislauf-Krankheiten, senkt den Blutdruck und stärkt das Immunsystem, sagt die Forschung. Laut dem Minnesota Stroke Institute haben Katzenhalter:innen ein 30 Prozent niedrigeres Herzinfarktrisiko, während ein Hund die Lebenserwartung von Infarktpatient:innen erhöht. Besonders groß ist der Wau-Effekt bei alleinstehenden Personen. Vermutete Ursache: das Kuschelhormon Oxytocin und die Bewegung an der frischen Luft beim Gassigehen.
5. Sich richtig auspowern
HIIT – hochintensives Intervalltraining – gilt in der Fitness-Szene als wahrer Jungbrunnen. Der rasche Wechsel von hochintensiven Belastungsphasen mit 80 bis 100 Prozent und Erholungsphasen mit 40 bis 50 Prozent der maximalen Herzfrequenz fördert die Herz-Kreislauf-Gesundheit und verlangsamt die Zellalterung, bestätigt die Copenhagen City Heart Study des Nationalen Gesundheitsinstituts NIH. Gesundes Extra: Auch Blutdruck, Blutzucker und Entzündungswerte sinken.
6. Tanzen
Rumba, Foxtrott und Walzer halten das Gehirn fit: Der Mix aus koordinierter Bewegung und sozialer Interaktion senkt laut dem New England Journal of Medicine das Risiko, an Demenz zu erkranken, um bis zu 76 Prozent. Zum gleichen Schluss kam auch das Beth Israel Deaconess Medical Center, das Gesellschaftstänze als begleitende Parkinson-Therapie einsetzt. Auch Brettspiele, Chorgesang und gemeinsames Musizieren zögern den geistigen Abbau deutlich hinaus.
Text: Alexander Lisetz