Vermögen

Warum das Sparbuch noch immer beliebt ist

Wie die fortwährende Liebe zu traditionellen Sparformen und mangelndes Finanzwissen den Vermögensaufbau am Kapitalmarkt ausbremsen.

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Auf vermeintliche Nummer sicher 

Der innere Sparschwein(e)hund ist nicht totzukriegen. Laut Statista wagen sich zwar inzwischen 21 Prozent der Österreicher:innen an die Börse. Doch noch immer fließen Rekordsummen auf Sparbücher/-konten (56 Prozent) oder in Bausparer (36   Prozent). Der Nachholbedarf bei Börseninvestments bleibt gegenüber konservativen Sparformen hoch. Denn auch wenn die Zinsen gestiegen sind: Reales Kapitalwachstum ist – gerade bei langfristigen Anlagen – damit nicht möglich, so Markus Sevcik von J. P. Morgan Asset Management. Stichwort: Inflation.

Bestandsaufnahme

Warum sich viele nicht an Aktien, Fonds, ETFs und Co herantrauen? Ein Drittel führt fehlende finanzielle Mittel an. 31 Prozent haben Angst vor Schwankungen und Verlusten, 28 Prozent sagen, dass ihnen das Wissen fehle. Ein Viertel beklagt mangelnde oder fehlende Beratung. Sevcik hält dagegen: Schon mit kleinen Beträgen seien Investments über Sparpläne möglich, das Vermögen wachse über die Zeit dank des Zinseszinseffektes,  Schwankungen fielen auf längere Sicht kaum ins Gewicht. Zudem gebe es heute unterschiedlichste Modelle der (Online-)Finanzberatung, die Hausbank ist längst nicht mehr die einzige Anlaufstelle.

Finanzwissen? Ausbaufähig!

Bleibt das fehlende Wissen. Wie das „Finanzbarometer 2023 – Österreich“ zeigt, hält nur jede dritte Frau ihr Finanzwissen für gut oder sehr gut, bei den Männern ist es immerhin jeder Zweite. Die Mehrheit stuft ihr Finanzwissen aber höchstens als „befriedigend“ ein. Marketmind erhob im Auftrag des Bankenverbandes und der Boston Consulting Group, in welchen Bereichen die größten Bildungslücken klaffen. 60 Prozent der Befragten gaben an, den Unterschied zwischen Aktien und Aktienfonds nicht zu kennen. 43 Prozent hatten noch nie von ETFs gehört. Lediglich jede:r Fünfte konnte den Zinseszins erklären, den Unterschied zwischen Tages- und Festgeld nur jede:r Vierte.

Schulfach versus learning by doing

Um die finanzielle Bildung zu verbessern, sehen die Österreicher:innen vor allem die Schulen (48 Prozent) und Eltern (40 Prozent) in der Pflicht. Aus Sicht von Markus Sevcik gibt es – je nach Altersgruppe – aber auch noch viele andere Wege: von Büchern, (Online-)Kursen, Blogs, Podcasts oder Videos über Specials rund um das Thema Geldanlage in den klassischen Medien bis hin zu Angeboten von „Finfluencer:innen“. Vor allem aber müsse die praktische Erfahrung gestärkt werden, um Hemmschwellen abzubauen: „Die Komplexität der Geldanlage wird häufig überschätzt. Wer dagegen selbst etwas ausprobiert – etwa über einen ETF-Sparplan –, lernt am besten und schnellsten“, so Sevcik. „Schon mit geringen Beträgen kann man die positive Erfahrung machen, dass ein Investment langfristig mehr bringen kann als Geld am Sparbuch. Wer dies frühzeitig erfährt, wird auch später offener sein, sich am Kapitalmarkt zu engagieren.“