Österreich

Gefälschte Abnehmspritzen – Österreich als Drehscheibe

Mehr im Umlauf als gedacht: Ein Salzburger Schönheitschirurg soll Ozempic-Fakes über heimische Firmen eingekauft haben. Laut NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ lieferte ein weiteres Unternehmen nach Deutschland und Großbritannien.

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Aufgeflogen war alles durch eine Salzburger Patientin. Sie hatte sich vermeintlich ein Diabetes-Medikament zum Abnehmen gespritzt, woraufhin die 32-Jährige zusammenbrach - und wegen einer lebensbedrohlichen Unterzuckerung auf der Intensivstation landete. Der Verdacht: Anstatt des Wirkstoffs Semaglutid, der sich in den Originalspritzen der Marke Ozempic befindet, dürfte der Fake-Pen Insulin enthalten haben.

Falsche Spritzen aus der Türkei

Gekauft hatte die Patientin das Medikament bei einem Salzburger Schönheitschirurgen um 499 Euro anstatt der 120 Euro, die das Original kostet - angeblich wegen Lieferschwierigkeiten. Wie Recherchen von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung” nun ergaben, soll er 250 der gefälschten Pens von in Österreich ansässigen Unternehmen bezogen haben. Zehn Spritzen soll der Schönheitschirurg an Patienten verkauft haben, die anderen soll er an einen Lieferanten zurückgegeben haben. 

Stammen dürften die gefälschten Arzneimittel aus der türkischen Stadt Ankara. Sowohl gegen den Chirurgen als auch gegen den mutmaßlichen österreichischen Lieferanten wird aktuell ermittelt (ein Anwalt des Arztes wollte gegenüber NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ keine Stellungnahme abgeben). Doch das ist noch lange nicht alles: Ein weiteres österreichisches Unternehmen soll mindestens 1000 Dosen nach Deutschland und Großbritannien weiterverkauft haben.

Wie man die Fakes erkennt

Aktuell weiß niemand, wo sich viele der Ozempic-Fälschungen befinden. Wer sich ohne medizinischen Grund Insulin spritzt, dem droht eine Unterzuckerung. Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) warnt: „Patient:innen, die Ozempic Fertigpens direkt über Ärzt:innen ohne Hausapotheke bezogen haben, sollen umgehend mit diesen Kontakt aufnehmen.“ Auf der BASG-Website finden sich Tipps, wie man die Fakes erkennt. Das Blau der Pens ist dunkler, das Sichtfenster durchsichtig, während es beim Original gräulich ist. Auch die Beschriftung der Nadeln unterscheidet sich. Aber Achtung: „Das BASG geht davon aus, dass es auch Fälschungen von Ozempic gibt, die anders aussehen oder nicht als Fertigpen angeboten werden.“

 

 

Franziska   Dzugan

Franziska Dzugan

schreibt für das Wissenschaftsressort, ihre Schwerpunkte sind Klima, Medizin, Biodiversität, Bodenversiegelung und Crime.

Stefan   Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ).