Investigativ

Geister-Villen bei Siegfried Wolf: Gebaut und nicht abgeholt

Seit eineinhalb Jahren schlummert ein mysteriöses Bauprojekt in Wolfs Luxus-Wohnpark „Fontana“ still vor sich hin. Schon bisher gab es Russland-Connections, nun scheint ein neuer Eigentümer auf – Geburtsort: St. Petersburg. Eine rechtzeitige Meldung ans Finanzministerium dürfte nicht erfolgt sein.

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Wer bei Siegfried Wolf bauen will, hat sich strengen Vorgaben zu beugen. Das gilt auch für millionenschwere Villen-Errichter mit Russland-Connections: Bis Jahresende müssen zwei imposante Häuser in Wolfs niederösterreichischem Luxus-Wohnpark „Fontana“ zumindest äußerlich fertiggestellt sein. Und nicht nur das. Auch die Gartengestaltung, die Einfriedung und die Bepflanzung der weitläufigen Liegenschaften sind zu erledigen. So sehen es strenge Verträge vor. Allein, es wird sich nicht ausgehen. Seit eineinhalb Jahren steht die Baustelle praktisch still und stört den schönen Schein der penibel gestalteten Retortensiedlung in Oberwaltersdorf. Je länger die Rohbauten vor sich hinschlummern, umso mehr drängt sich die Frage auf, was hier schiefgelaufen ist. Und ob dabei die Russland-Sanktionen der EU eine Rolle spielen.

Siegfried Wolf, prominenter Unternehmer mit guten Beziehungen nach Moskau, ist seit 2014 Herr über wichtige Teile des „Fontana“-Parks, der unter anderem einen Golfplatz und einen Badesee umfasst. Die „Fontana Sportveranstaltungs GmbH“ (94 Prozent gehören Wolf, fünf Prozent seiner Ehefrau und ein Prozent seiner Familienstiftung) veräußerte im August 2020 zwei große Grundstücke um insgesamt 9,1 Millionen Euro an Käuferfirmen mit schwer zu durchblickender Eigentümerstruktur. Diese planten die Errichtung zweier Villen und eines Nebengebäudes. Als die Arbeiten 2022 Fahrt aufnahmen, schrieb das Magazin „Trend“, Herman Gref, Chef der vom Kreml kontrollierten Sberbank, stehe hinter dem Projekt. Offiziell bestätigt wurde das nie. In den „Pandora Papers“ des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) – einer riesigen Menge geleakter Offshore-Daten – stießen profil und ORF aber bereits im Vorjahr auf Spuren nach Moskau. Und diese sind in der Zwischenzeit nicht weniger geworden.

Wie profil nun herausgefunden hat, scheint seit Kurzem ein neuer Alleinaktionär an der Spitze der Eigentümerstruktur des stillstehenden Villen-Projektes auf: Leon S., 57 Jahre alt, zypriotischer Staatsbürger mit Wohnsitz in Monaco. Geboren wurde S. allerdings in Russland – in Sankt Petersburg, um genau zu sein.

Stefan   Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ).