Endlich etwas, das nichts mit uns zu tun hat!
Wussten Sie, dass die Queen ein äußerst unterkühltes Verhältnis zu Margaret Thatcher hatte? „Sie blieb immer zu lang, redete zu viel, wahrscheinlich weil sie sich selbst nur unter Männern bewegte“, soll die britische Königin einmal in engem Kreis über die umstrittene erste Premierministerin des Vereinigten Königreichs gesagt haben.
In der vierten Staffel der Netflix-Serie „The Crown“ spielt Gillian Anderson („Akte X“) die „Iron Lady“ etwas dick aufgetragen. Die parodistische Darstellung komme satirisch rüber, schreibt Angelika Hager im aktuellen profil – und führt auch gleich aus, wo sich die Serie an historische Tatsachen hält und wo die künstlerische Freiheit diese ausgestochen hat.
Viel Aufregung gab es um die Folge, in der Louis Mountbatten, Flottenadmiral, Onkel von Prinz Philip und so etwas wie ein Ersatzvater für Prinz Charles, in Irland von der IRA ermordet wird. Zu unsensibel sei der Umgang mit der Thematik, heißt es in irischen und britischen Medien. Dass Mountbatten Befürworter eines vereinten Irland gewesen sei werde ebenso ausgespart wie die Tatsache, dass er vor seiner Ermordung gewarnt worden war, überhaupt nach Irland zu reisen. Kein Wort auch über die politischen Hintergründe des Attentats: Der Nordirlandkonflikt forderte von 1969 bis 1999 mehr als 3500 Tote.
Während die Presse Geschichtsfälschung wittert und sich der Buckingham Palace – wenig überraschend - „not amused“ über die Serie zeigt, können im Lockdown zu Hause Eingeschlossene ihr durchaus etwas abgewinnen. Es ist eine willkommene Ablenkung vom Corona-Wahnsinn, von der Einsamkeit im Lockdown, dem Stress zwischen Kinderbetreuung, Arbeit und Haushalt, von der unsicheren Zukunft und der belastenden Gegenwart.
Endlich einmal etwas, mit dem wir überhaupt nichts zu tun haben! Jede Folge „The Crown“ garantiert rund 60 absolut Corona-freie Minuten. Das Leben und Leiden der Royals mag die eigenen Tragödien zwar nicht erträglicher machen. Doch zumindest lässt uns hier kaum etwas an uns selbst denken.
Nicht einmal beiläufige Zärtlichkeiten könnten uns daran erinnern, was uns derzeit im „social distancing“ abgeht. Kaum einmal wird in „The Crown“ gebusselt oder gar geküsst, nicht einmal Hände werden geschüttelt. Ein einziges Mal umarmt Diana ihre Schwiegermutter. Es ist die unangenehmste Szene in der gesamten Staffel. Die Queen, zur Eissäule erstarrt, lässt es schweigend über sich ergehen.
Wer damit nicht genug hat, dem sei der profil-Podcast zur Serie zu empfehlen. Angelika Hager und Alexandra Unger plaudern darin unter anderem über Charles, Diana und Camilla – eine toxische Dreiecksbeziehung, mit der wir noch weniger zu tun haben als mit Königin Elizabeth II. und ihren seltsamen wöchentlichen Sitzungen mit Margaret Thatcher. Eskapismus pur!
Siobhán Geets
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