Alm-Auftriebe: "Heimat" von Ellen von Unwerth
"Heimat“ nennt Ellen von Unwerth ihr ironisches Spiel mit Dirndl-Romantik, Lederhosen-Kitsch, Berg-Idyllen und hinterwäldlerischen Erotikszenarien. Das ehemalige Model und Nummerngirl im Zirkus Roncalli verbrachte einen großen Teil seiner Kindheit in Bayern.
Als Fotografin machte sie Weltkarriere und formte Claudia Schiffer und Nadja Auermann zu Supermodels. In ihrem Nostalgietrip jongliert von Unwerth bunt und schrill mit den Klischees, die an dem Begriff "Heimat“ kleben; manche Szenarien wirken wie Persiflagen auf den Jungbauern-Kalender und Unterhaltungsfilmchen aus den 1950er-Jahren.
Ihre Frauenbilder sind seit jeher immer auch augenzwinkernde Betrachtungen, die Pin-up-Stil und Playmate-Posen karikieren und ins Surreale übersteigern. Der ironische Blick der Starfotografin, die die Modeästhetik der 1990er-Jahre wie sonst nur Mario Testino und Peter Lindbergh prägte, transportiert jedoch immer auch etwas Versöhnliches. Der Erste, der die Tracht für die Popkultur wiederentdeckte und von ihrem Mief befreite, war übrigens der Designer Helmut Lang.
Ellen von Unwerth. Heimat, 454 Seiten, 750 Euro, bei TASCHEN Limitierte Collector’s Edition von 1500 Ex., nummeriert und signiert. Der XL-Band erscheint im April.